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Archaische Busfahrer

Zerstochene Reifen, durchschnittene Keilriemen: Hamburgs Stadtrundfahrer im Kampf um die besten Stellplätze der Stadt  ■ Von Heike Dierbach

Gegenseitige Blockaden, Beschimpfungen, zerstochene Reifen, durchschnittene Keilriemen, Prügel und Morddrohungen: Wer von den Methoden der Hamburger Stadtrundfahrt-Busfahrer hört, könnte meinen, sie drehten ihre Runden mitten in Chicago. Der Kampf der zehn Rundfahrtunternehmen um die besten Standplätze in der Stadt bedeutete jahrelang „Krieg“, erzählt Ercsebet Päschel von der Firma Wulf & Söhne. In diesem Sommer nun schienen sich die Wogen zu glätten. Anfang Juli versuchten alle Unternehmen und die Innenbehörde sich auf neue Halteplätze zu einigen. Doch der Friede hielt nur ein Wochenende. „Jetzt herrscht wieder Chaos“, meint ein Insider. Seinen Namen will er nicht nennen, „sonst zünden die mir noch das Haus an“.

Zank gibt es beispielsweise um den Stellplatz Nummer 5 direkt vorm Hauptbahnhof. Dort durfte bisher die „Hummelbahn“ der Firma Schuster halten. Nach der neuen Regelung muß sie nun vierzig Meter weiter rechts auf Touristen warten. Stellplatz 5 erhielt die Arbeitsgemeinschaft Hamburger Rundfahrtunternehmen, zu der auch die hochbahneigene Jasper GmbH gehört. „Unerhört“, schäumt Heinrich Schuster, „die Innenbehörde ist doch ein verlängerter Arm der Hochbahn“. Er will nun per einstweiliger Verfügung seinen alten Platz zurückergattern.

Jörn Lamprecht, Leiter der zuständigen Abteilung bei der Innenbehörde, weist Schusters Vorwurf zurück: Die Hummelbahn sei schlicht zu lang für Platz 5. Dort habe sie ständig den Flughafenbus blockiert. Die ewige Streiterei ringt ihm ein Seufzen ab: Jetzt habe auch noch eine andere Firma Widerspruch gegen ihren neuen Stellplatz eingelegt. „Wir können die Torte doch auch nicht größer machen.“

Die fünf Unternehmen der AG Hamburger Rundfahrtunternehmen hingegen sind mit der jetzigen Regelung zufrieden – und auf Schuster schlecht zu sprechen. Dessen Fahrer pöbelten herum, würben mit Dumpingpreisen aggressiv Kunden ab, kümmerten sich nicht um Strafmandate und hätten sogar schon Prügel angedroht, meint Monika Wäger. „Er-stunken und erlogen“, entgegnet Schuster, räumt aber ein: „Alle pöbeln doch.“ Schließlich sei einer seiner Fahrer schon von der Konkurrenz verprügelt worden.

Einig sind sich die verfeindeten Lager lediglich in einem Punkt: Die Querelen bewegen sich „auf allerunterstem Niveau“ – und hinterlassen nicht gerade den besten Eindruck bei TouristInnen. Dabei, so Ercsebet Päschel, „reichen die eigentlich für alle“.

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