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Unterm Strich

Anfang der 60er Jahre konnte man als männlicher Jugendlicher einen Armin und einen Arnim zum Idol haben. Der eine war der Sprinter und Olympiasieger Armin Hary, der andere der Sensationsdarsteller Arnim Dahl, Berufsbezeichnung Filmartist. Als 16jähriger Jugendmeister im Kunstspringen zog es den 1922 in Stettin geborenen Dahl bald auf andere Bretter. Er balancierte auf und sprang von allem, was hoch genug über dem Erdboden war. Fahrende Züge, Fahnenstangen, das Empire State Building, nichts war vor seinen Herausforderungen des Sekuritätsgefühls sicher. „Lieber zehn Minuten Angst als 40 Stunden in der Woche arbeiten“, lautete sein Motto, das das Arbeitsethos der Nachkriegsgesellschaft kitzelte. Die jugendlichen Omnipotenzphantasien hatte Dahl bereits 1952 befördert, als er in Kurt Hoffmanns Film „Klettermaxe“ zugleich Albert Lieven doubelte und den ihn verfolgenden Polizisten spielte. Der Stuntman avancierte zum Selbstdarsteller, bekam eine eigene Fernsehserie und machte immer wieder durch spektakuläre Stürze von sich reden. Wo nachfolgende Stuntmangenerationen durch aufwendige Technikarrangements brillierten, hielt Dahl seine Knochen hin. Das entsprach dem Echtheitszertifikat der frühen Jahre. Legitime Erbschaft können allenfalls die Turmkletterer von Greenpeace und andere waghalsige Umweltfreunde beanspruchen. Arnim Dahl ist am Montag im Alter von 76 Jahren gestorben.

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