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Hamburgs Brücken, Teil 3: die Elbbrücken zwischen Harburg und Grasbrook

2427 Brücken gibt es in Hamburg – mehr als in Venedig. Zu den verkehrstechnisch bedeutendsten zählen die Elbbrücken, für viele HamburgerInnen vertrautes „Empfangskomitee“ bei der Rückkehr von Reisen aus dem Süden.

Dabei haben die Hanseaten 1813 beim Bau der ersten Elbbrücke „Wut und Verdamm“ geflucht. Die Besatzungstruppen Napoleons zwangen damals 4000 Einwohner, eine 4,1 Kilometer lange Holzbrücke über die Süderelbe zu bauen, von Harburg bis Grasbrook. Befehligt wurde die Aktion von den Marschällen „Davout“ und „Vandamme“ – daher der Fluch.

Nach dem Abzug der Franzosen verfiel das Bauwerk, da sich die Hansestadt die Instandhaltung nicht leisten konnte. Erst 1868 machte eine neue Brücke den Weg über die Elbe wieder möglich – allerdings nur für den Eisenbahnverkehr. Wer per Pferd, Wagen oder Pedes reiste, mußte weiterhin die Dampffähre benutzen. Die Brücke wurde später erneuert und durch eine weitere ergänzt; die erste Straßenbrücke wurde 1887 gebaut.

Nur 58 Jahre später, 1945, hätte diese beinahe ein jähes Ende gefunden. In den letzten Kriegstagen ließ Generalfeldmar-schall Busch die Brücke mit Sprengladungen bestücken, um die nahenden englischen Truppen in die Luft zu sprengen. Doch der Hamburger Ko-mmandant General Wolz überzeugte den Marschall, daß ein Zufallstreffer eines Tieffliegers das Bauwerk so vorzeitig zerstören könne: Die Sprengsätze wurden entfernt, und am 4. Mai 1945 zogen die siegreichen Truppen der Alliierten über die Elbbrücken nach Hamburg ein.

Wäre der Krieg anders ausgegangen, gäbe es möglicherweise heute noch eine weitere Elbbrücke: Die Nazis hatten bei Altona eine gigantische Hängebrücke geplant. Das 750 Meter lange Bauwerk sollte der Golden-Gate-Bridge ähneln, denn Hamburg war für Adolf Hitler „die amerikanischste Stadt des Reiches“.

hedi/Foto: Markus Scholz

Nächste Woche: die Kersten-Miles-Brücke auf St. Pauli

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