piwik no script img

Das Dorf der Brandstifter ist ohne Bürgermeister

■ Im Streit um auswärtige Grundstückspächter tritt der Bürgermeister von Dolgenbrodt zurück

Dolgenbrodt (dpa) – Der Bürgermeister von Dolgenbrodt, Karl Pfannenschwarz, ist nach Unstimmigkeiten in der Gemeindevertretung von seinem Amt zurückgetreten. Der 71jährige habe am Donnerstag die Konsequenzen aus einer deutlichen Abstimmungsniederlage gezogen, bestätigte Amtsdirektor Friedrich-Wilhelm Thiede am Wochenende einen Bericht der Märkischen Allgemeinen Zeitung. Der stellvertretende Bürgermeister habe die Amtsgeschäfte bis zur Kommunalwahl Ende September übernommen. Pfannenschwarz war seit 1993 Bürgermeister von Dolgenbrodt.

Das Dorf südöstlich von Berlin hatte 1992 für Schlagzeilen gesorgt, als auf das neu eingerichtete Asylbewerberheim einen Tag vor dem Einzug von 86 Afrikanern ein Brandanschlag verübt worden war. Das Landgericht Frankfurt (Oder) verurteilte die Hintermänner aus dem Ort Anfang Juli zu Bewährungsstrafen. Sie hatten den inzwischen rechtskräftig zu einer Bewährungsstrafe verurteilten Brandstifter gedungen.

Pfannenschwarz habe verhindern wollen, daß bei der Kommunalwahl Pächter von Wochenendgrundstücken in der Gemeinde wählen dürfen, sagte Thiede. Zur Wahl hätten sich inzwischen 153 Wochenendpendler mit Zweitwohnsitz in Dolgenbrodt in die Wählerlisten der Gemeinde eingetragen, die selbst 261 stimmberechtigte Bürger habe. Daraufhin habe Pfannenschwarz am Donnerstag die Vertrauensfrage gestellt. Der Bürgermeister sei überraschenderweise einstimmig abgelehnt worden, berichtete der Amtsdirektor. Die Gemeindevertreter hätten ihm Überheblichkeit vorgeworfen, weil er sich mit den Wochenendpendlern angelegt habe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen