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Protestanten-Marsch in Nordirland fast friedlich

■ Absprachen in Derry weitgehend eingehalten. Radikale Gruppe will Waffen niederlegen

Derry/Belfast (rtr/AP) – Ein Traditionsmarsch probritischer Protestanten durch das überwiegend von Katholiken bewohnte nordirische Derry ist weitgehend friedlich verlaufen. Nach Polizeiangaben wurde bei der Parade der Apprentice Boys (Lehrlinge) von 15.000 Personen am Samstag nur vereinzelt mit Flaschen und Steinen geworfen. Oft seien die Täter Kinder gewesen. Ein Polizist habe in die Luft geschossen, als Kollegen angegriffen worden seien. Beide Gemeinden waren Kompromisse eingegangen, um Ausschreitungen zu verhindern. Die Apprentice Boys erklärten nach ihrer Parade, sie seien über die Vorfälle entsetzt. Ohne die von jugendlichen Hooligans verursachten Zwischenfälle wäre es ein Tag geworden, auf den alle hätten stolz sein könnten.

Die proirischen Nationalisten hatten zugesagt, während des Marsches nicht zu protestieren. Die probritischen Unionisten versprachen im Gegenzug, nur eine begrenzte Zahl von Teilnehmern und nur einen einzigen Trommler bei dem Marsch entlang der alten Stadtmauer zuzulassen. Im vorigen Jahr war es vor einem Mahnmal zu schweren Ausschreitungen gekommen. Die alljährliche Parade ist einer der berühmtesten Märsche der probritischen Nationalisten. Sie erinnern damit an den Sieg des protestantischen Königs Wilhelm von Oranien über den katholischen Monarchen Jakob II. Ende des 17. Jahrhunderts. Ihren Namen bezieht der Orden von 13 Handwerkslehrlingen, die während der Kämpfe Angriffe auf das Stadttor von Derry abwehrten.

Die protestantische Untergrundorganisation Loyalist Volunteer Force (LVF) kündigte unterdessen eine Waffenruhe an. Britische Medien zitierten am Samstag abend eine Erklärung der LVF, nach der die Zeit der Gewalttaten beendet sei. Die Gruppe wird für zahlreiche Anschläge verantwortlich gemacht.

Beobachter vermuteten, die LVF wolle vor allem die Freilassung inhaftierter Mitglieder erreichen. Das Nordirland-Friedensabkommen vom April dieses Jahres sieht vor, Mitglieder von Untergrundorganisationen freizulassen, wenn diese sich zu einem Gewaltverzicht bereit erklären. Die britische Regierung hatte jedoch angekündigt, vorerst keine LVF- Mitglieder freizulassen, weil die Gruppe weiter mit dem Terrorismus zu tun habe. Sie soll noch etwa 50 Mitglieder haben.

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