Portrait
: Indonesiens Absteiger

■ Prabowo Subianto

Noch vor wenigen Monaten galt der 47jährige Prabowo Subianto als einer der mächtigsten Militärs in Indonesien. Als Schwiegersohn des Diktators Suharto war er innerhalb weniger Jahre zum Generalleutnant aufgestiegen. Schon machte er sich Hoffnungen, Chef der indonesischen Armee zu werden. Der Weg schien bereitet, als er im März dieses Jahres zum Chef der einflußreichen strategischen Reserve (Kostrad) wurde – jener Einheit, die als schlagkräftigste Truppe des Landes gilt.

Auch Suharto hatte die Kostrad 1965 als Sprungbrett zur Macht gedient. Doch am 21. Mai mußte Suharto zurücktreten, womit sein gesamter Familienclan in Ungnade fiel.

Kaum hatte B.J.Habibie seinen Schwur als neuer Staatschef geleistet, ließ er den für seinen Jähzorn bekannten Prabowo entmachten: Der Generalleutnant wurde als Leiter einer Militärakademie in die Provinz abgeschoben. Habibie selbst berichtete, daß er sich in den ersten Nächten seiner Amtszeit vor Prabowos Rache fürchtete. Wütend war Prabowo mit Lastwagen voller Soldaten zum Präsidentenpalast gefahren, um Habibie zur Rede zu stellen. Tagelang schwirrten Gerüchte über einen bevorstehenden Putsch Prabowos durch Jakarta.

Seinen Ruf hatte sich der Generalleutnant, der unter anderem auch in Deutschland ausgebildet wurde, nicht nur als unberechenbarer Günstling Suhartos erworben. Als Chef der Spezialkamptruppe Kopassus, die er bis zum März führte, war er für seine skrupellosen Einsätze unter anderem in der Provinz Irian Jaya bekannt.

Seit Anfang diesen Jahres, als die anti-chinesischen Unruhen immer schärfer wurden, tauchte auch Prabowos Name immer wieder auf. Er stecke hinter Hetzparolen, die gegen die chinesischstämmige Minderheit verbreitet würden, hieß es. Als auch immer mehr Dissidenten verschwanden und einige von ihnen später schwer gefoltert wiederauftauchten, glaubten Menschenrechtler, Prabowos Handschrift zu erkennen.

Armeechef Wiranto, sein schärfster Rivale, hat jetzt die Schlinge um Prabowos Hals angezogen. Er ließ Prabowo von einem militärischen Ehrengericht verhören. Mehrere Offiziere hätten ausgesagt, Prabowo hätte die Befehle zur Entführung der Dissidenten erteilt, hieß es gestern. Untersucht werden solle auch, ob er hinter den schweren Unruhen im Mai steckt. Jutta Lietsch