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Erste Spuren der Attentäter

■ Die beiden US-Botschaften in Nairobi und Daressalam sollen laut Augenzeugen von Selbstmordattentätern gesprengt worden sein. In Tansania werden Verdächtige festgenommen

Nairobi/Washington (AP/dpa) – Im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die US-Botschaft in Tansania sind gestern mehrere Verdächtige festgenommen worden. Polizeipräsident Wilson Mwansasu teilte mit, sie stünden mit anderen möglichen Tätern in Verbindung. Weitere Einzelheiten nannte er jedoch nicht. Zuvor hatten tansanische Zeitungen berichtet, der Anschlag sei von einem Selbstmordattentäter verübt worden. Das habe die Auswertung der Aufnahmen einer Überwachungskamera der Botschaft ergeben. Darauf sei zu sehen, wie der Attentäter mit einem Wassertankwagen vor die Botschaft gefahren sei.

Auch in Kenias Hauptstadt Nairobi wurde gestern weiter nach Spuren der Attentäter gesucht, die am Freitag die dortige US-Botschaft in die Luft gesprengt hatten. Laut Augenzeugen handelte es sich auch in Nairobi um ein Selbstmordattentat. Ein Polizeibeamter sagte, Zeugen hätten einen Mann gesehen, der bis zur Explosion in dem Wagen mit der Bombe hinter der US-Botschaft gesessen habe. Ob weitere Täter unter den Opfern sind, sei noch unklar.

Die Washington Post zitierte gestern einen Mitarbeiter der US- Botschaft in Kenia, der gesehen hatte, wie Wachen den Fahrer des Bombenautos vom Vordereingang weggeschickt hatten. „Die haben zahlreichen Menschen das Leben gerettet, sonst stünde ich nicht hier“, sagte der Zeuge. Weiter hieß es, vor der Explosion sei mindestens ein Wachmann am Hintereingang mit einer Handgranate getötet worden.

Der israelische Armeerundfunk berichtete unter Berufung auf israelische Ermittler, die Attentäter hätten vermutlich den in Tschechien hergestellten Plastiksprengstoff Semtex verwendet. Dies deute darauf hin, daß hinter den Tätern eine große Organisation oder ein Staat stehe, da Semtex nicht ohne weiteres verfügbar sei. Beobachter wiesen jedoch darauf hin, daß Semtex inzwischen auf dem internationalen Waffenmarkt erhältlich ist.

US-Verteidigungsminister William Cohen sagte in Washington, die Attentate seien anscheinend von langer Hand vorbereitet worden und nicht das Werk verrückter Einzelgänger.

Die in London erscheinende arabischsprachige Zeitung al-Hayat teilte mit, nach ihren Recherchen stünde der saudische Islamist Ussama Bin Laden hinter den Anschlägen. Das Kairoer Büro der Zeitung habe telefonisch Islamisten im Exil kontaktiert. Nach deren Aussagen sei die „Armee für die Befreiung der islamischen Heiligen Stätten“ nur vorgeschoben, um von dem 40jährigen Multimillionär abzulenken, der sich in Afghanistan verborgen hält. Am Wochenende waren bei mehreren Medien Bekenneranrufe der bisher unbekannten Gruppierung eingegangen.

Die Zahl der Opfer beider Anschläge erhöhte sich unterdessen auf mindestens 210. Unter den Toten sind zwölf US-Amerikaner.

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