„Humanitäre Hilfe kommt auch der UCK zugute“

■ Ibrahim Kelmendi, Vorsitzender der „Demokratischen Vereinigung der Albaner in Deutschland“ (DVAD), räumt ein, daß Geldspenden außer an Bedürftige auch an die UCK weitergeleitet wurden

Bislang hat die DVAD keinen Hehl daraus gemacht, daß sie mit ihrem Spendenfonds „Die Heimat ruft“ Geld für die Kosovo-Befreiungsarmee des (UCK) sammelt. Seit die Bundesregierung deswegen ein Verbot des Vereins in Erwägung zieht, ist Ibrahim Kelmendi vorsichtig geworden.

taz: Herr Kelmendi, die Bundesregierung will verhindern, daß in Deutschland Geld für die Kosovo- Befreiungsarmee (UCK) gesammelt wird. Rechnen Sie mit einem Verbot ihres Vereins?

Ibrahim Kelmendi: Nein, damit rechnen wir nicht, weil sie keine Beweise haben. Wir haben die UCK nicht direkt unterstützt. Allerdings ist es vorgekommen, daß Geldspenden an die UCK weitergeleitet wurden.

Wohin genau fließen denn Ihre Geldspenden?

In den letzten vier, fünf Wochen haben wir hauptsächlich Nahrungsmittel und Kleidung für Flüchtlinge gekauft, die sich in Nordalbanien aufhalten. Mit drei großen Lkws transportieren wir Hilfsgüter dorthin.

Hat die UCK etwas von den Spendengeldern abbekommen?

Die UCK hat uns öffentlich Dank ausgesprochen. Demnach muß sie an unsere Spenden gelangt sein. Das ist für uns in Ordnung, denn wenn wir Leute, die in Notwehr handeln, unterstützen, ist das auch humanitär.

Auf Ihrer Internet-Homepage wird ausdrücklich zu Geldspenden auch für die UCK aufgerufen.

Das steht noch von früher da. Seit die Nato-Kontaktgruppe uns aufgefordert hat, finanzielle Hilfe an die UCK einzustellen, beschränken wir uns auf humanitäre Hilfe. Wenn die Bevölkerung im Kosovo von uns humanitär unterstützt wird, hat sie Energie übrig, um ihrerseits erfolgreich die UCK zu unterstützen.

Können Sie überhaupt garantieren, daß das Geld nicht direkt an die UCK fließt?

Das können wir nicht. Die Geldspenden schicken wir per Boten zu unparteiischen Krisenstäben in den Kosovo. Die kümmern sich vor Ort um die Bevölkerung. Wenn die das mißbrauchen, können wir nichts dafür.

Stimmt es, daß Sie in den letzten vier Monaten sieben Millionen Mark gesammelt haben?

Das kann durchaus sein, aber wir wollen die genaue Zahl nicht angeben, weil sonst Belgrad versuchen würde, an das Geld heranzukommen.

Hat die Spendenbereitschaft mit den vermehrten Kämpfen im Kosovo zugenommen?

Seit das Gerede um das Verbot unseres Vereins angefangen hat, hat die Spendenbereitschaft eher abgenommen, aber nicht so stark, daß wir besorgt sein müßten. Die Leute sind wirklich bereit zu zahlen, und falls die Bundesregierung versuchen würde, ihre Freiheit darin einzuschränken, werden sie sich einen anderen Weg ausdenken, um ihre Familien in der Heimat zu unterstützen.

Wie sammeln Sie?

Wir organisieren sehr viele Versammlungen, wo die Anwesenden über die Lage informiert werden. Dann verteilen wir vorgedruckte Zahlscheine, und die Leute überweisen je nach Bereitschaft.

Spenden die Leute freiwillig?

Sowieso. Viele tun uns sogar leid, weil sie über ihre Möglichkeiten spenden. Wir halten nichts von Erpressung.

Sind die Kosovo-Albaner in Deutschland eher bereit, Geld zu geben, wenn zur Unterstützung der UCK aufgerufen wird?

Ja, auf jeden Fall. Und wenn wir uns jetzt in unseren Spendenaufrufen auf das Humanitäre beschränken, ist das in Wirklichkeit ein Umweg, um zu verhindern, daß wir verboten werden.