: Koalition übt den ABM-Quickie
■ Arbeitsmarktstatistik im Osten wird geschönt
Berlin (taz) – Kurz vor der Bundestagswahl ist die Zahl der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) im Osten stark angestiegen. 179.622 Männer und Frauen in den neuen Ländern waren in ABM beschäftigt. Dieser Zuwachs um 27.600 gegenüber Juni ist allein dafür verantwortlich, daß die Arbeitslosigkeit insgesamt um 14.700 gefallen ist. Vor allem aber ist die Zahl der ABMlerInnen gegenüber Juli 1997 um 23.000 angewachsen. Die Regierungskoalition hat noch vergangene Woche behauptet, ABM würden nicht für den Wahlkampf mißbraucht.
Nach taz-Recherchen hat die Bundesregierung den Aufschwung am Ostarbeitsmarkt auch durch Kurzzeit- ABM geschafft. Anstatt, wie es das Arbeitsförderungsgesetz vorsieht, die Arbeitsbeschaffung zwölf Monate lang laufenzulassen, weisen die Arbeitsämter teilweise Maßnahmen von nur vier bis sechs Monaten Dauer aus. „Ende September werden die ersten schon wieder auslaufen“, berichtete etwa die Sprecherin des Arbeitsamtsbezirks Neubrandenburg, Gisette Ahrendt. Stichproben zeigen, daß die Situation in allen neuen Ländern ähnlich ist. Der SPD-Fraktionschef Mecklenburg-Vorpommerns, Harald Ringstorff, kritisierte gegenüber der taz ABM Marke „schnell-schnell“. Sie machten „arbeitsmarktpolitisch keinen Sinn“. cif
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen