Schüler lernen zuwenig übers Internet

■ Nur jede achte Schule hat Netzzugang. Enquetekommission fordert mehr PC-Ausbildung

Berlin/Bonn (taz/rtr) – Viel war vom Internet die Rede und vom „neuen Informationszeitalter“, als die Enquetekommission des Bundestages „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft“ gestern in Bonn ihren Bericht vorstellte. Wenn sich die Deutschen darauf nicht rasch einstellten, drohe der Verlust Hunderttausender Arbeitsplätze. Trotz solch düsterer Mahnungen schafften es die Experten nicht, ihren seit Juni fertigen Bericht bis gestern ins Internet zu stellen. „Ein kleines technisches Problem“, hieß es gestern im Kommissions-Büro.

Vielleicht hat die Kommission ja recht: Selbst deutsche Jugendliche lernten ihrer Meinung nach zuwenig über die neuen Möglichkeiten. In Deutschland seien bis Ende 1998 nur 12 Prozent der Schulen ans weltweite Computernetz Internet angeschlossen, kritisierten der Vorsitzende Sigmar Mosdorf (SPD) und sein Vertreter, Michael Meister (CDU). In Kanada seien dagegen bereits 80 Prozent, in den USA 60 und in Skandinavien 50 Prozent der Schulen mit dem Internet verbunden. Die Kommission fordert einen „Internet-Führerschein“ für Schüler. Das verbessere die Berufschancen. Schließlich würden in Deutschland pro Jahr 21.000 neue Informatiker gebraucht. Es gebe aber nur 10.000 Studienplätze, von denen wiederum nur 6.400 besetzt seien.

In ihrem rund 300 Seiten dicken Bericht fordern die Kommissionsmitglieder außerdem, Kinder und Jugendliche stärker als bisher vor gewaltverherrlichenden Filmen zu schützen. Die bisherigen Alters- und Sendezeitgrenzen von 16 und 18 Jahren sowie von 22 und 23 Uhr reichten nicht mehr aus. Jugendgefährdende Angebote im Internet sollten verstärkt mit technischen Mitteln gesperrt werden.

Ein Verschlüsselungsverbot bei der Datenübertragung im Internet, wie Innenminister Manfred Kanther (CDU) es zum Abhören fordert, lehnt die Kommission ab. Mosdorf sagte, Firmen müßten aus Sicherheitsgründen ihre Daten verschlüsseln können. urb