Warnung aus der Zukunft

Er schreibt über Abenteuer, von denen er als Zehnjähriger träumte: Clifford Wells, ein Hamburger Kinderbuchautor, vorgestellt  ■ von Heinz-Günther Hollein

Wenn Clifford Wells sein Skizzenbuch aufklappt, blickt er in die Zukunft. Auf ein Hamburg etwa, das dank des Treibhauseffekts nur noch bei Ebbe sichtbar ist. Oder in die Kommandozentrale eines Raumschiffs, das aus dieser nicht gerade einladenden Zukunft zurückgekehrt ist, um das Schlimmste zu verhindern. Alle paar Jahre, wenn ein Skizzenbuch voll ist, tauscht Clifford Wells dann den Zeichenstift gegen Füller und Tinte. Seit 1980 sind so drei Kinderbücher entstanden.

Anfang der 60er Jahre verschlug es den gelernten Kunsterzieher aus dem englischen Leeds an die Internationale Schule in Hamburg. Zum Erzähler wurde der heute 63jährige „aus reiner Verzweiflung“. Während einer Klassenreise mit 60 Zehnjährigen nach Amrum erwies sich eine spannende Geschichte als einzige Möglichkeit, „die ganze Bande halbwegs geordnet zu Bett zu bringen“. Das „Abfallprodukt“ war „Abenteuer auf Atalan“, ein Fantasy-Roman, auf den bald „Die Gefangenen des Minos“ folgte, Wells' Version der Geschichte von Dädalos und Ikarus als frühes Drachenfliegerrennen.

Eigene Kinder hat der Junggeselle nicht. „Zum Heiraten war es entweder immer zu früh oder zu spät“, erklärt er diesen – offensichtlich aber als nicht überaus schwerwiegend empfundenen – Mangel.

Wells läßt seine Helden – Jungen zwischen zehn und vierzehn – „die Abenteuer erleben, von denen ich in diesem Alter geträumt habe“. Eine schwere Krankheit ließ damals nicht einmal ein paar harmlose Runden auf dem Fahrrad zu. Auch wenn das Wellssche Universum keine Mädchen kennt, seine Bücher finden eher bei jungen Leserinnen als bei Jungen Anklang, wie der Autor bei seinen zahlreichen Lesungen in Schulen feststellen konnte. Ein Phänomen, dessen Erklärung er aber „lieber der frauenbewegten Psychologie“ überlassen möchte. Vielleicht liegt es ja daran, daß seine Helden eigentlich gar keine sind, sondern einfach eine Gruppe von Kindern, die lernen, daß sie nur im Miteinander den Weg zu einer Lösung finden können.

„Warnung aus der Zukunft“ – Wells' drittes Buch und der erste Band einer geplanten Science-fiction-Trilogie – mixt Motive aus „Begegnungen der dritten Art“, „Raumschiff Voyager“ und ökologischem Endzeit-Szenario. Natürlich gelingt es am Ende, die Zukunft zu retten. „Es wäre unfair,“ sagt Wells, „Kindern Probleme zu schildern und sie dann damit allein zu lassen“. Deshalb hat er „einfach ein paar Innovationen weitergedacht“.

Ein Problem ganz eigener Art hat der Autor mit dem Vertrieb seines letzten Werks. Nach einer „Programmänderung“ seines Verlags ist Wells buchstäblich auf der Restauflage sitzengeblieben und verkauft sie nun „frei Haus“. Wer die „Warnung aus der Zukunft“ hören will, muß deshalb schon zum Telefonhörer greifen.

Clifford Wells, Warnung aus der Zukunft, Bertelsmann Verlag, 8,80 Mark ( 040/801 483)