: Wandbild an der HWP: Erinnerung mit Poesie statt Polit-Zitaten
„Dies ist nicht ein Blick in die Vergangenheit, sondern Kritik am herrschenden Geschichtsverständnis und praktiziertem Geschichtsrevisionismus“, klärt derzeit ein Plakat über das gerade entstehende Wandbild am Gebäude der Hochschule für Wirtschaft und Politik auf. Seit Oktober 1994 haben 15 Studentinnen und Studenten zusammen mit der argentinischen Malerin Cecilia Herrero die Aktion geplant, die an die vernichteten Traditionen jüdischen Lebens im Grindel-Viertel erinnern will. In drei Wochen sollen auch die letzten Pinselstriche am 8000 Mark kostenden Bild getan sein.
Für einen Konflikt mit dem Senat der HWP hatte die ursprüngliche Absicht der Studierenden gesorgt, das Bild mit Zitaten von Schäuble, Strauß und Dregger zu „schmücken“. „Schrift ist kein Stilmittel der Kunst“, befand daraufhin der HWP-Senat und hatte kurzerhand die Mal-Genehmigung entzogen. Nun aber wird das Gedicht „Chor der Tröster“ der jüdischen Schriftstellerin Nelly Sachs ins Bild gesetzt. Poesie hält ohnehin länger als Zitate von Politikern, die von der Vergangenheit nicht allzuviel wissen wollen. tim/Foto: Philipp Banse
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