Wunder, Tricks & Bluffs

■ Hajen stellt Haushalt vor: Professoren statt Parkplätze / FH darf planen / Mensa-Bau adieu Von Kaija Kutter

Man kann's ja mal versuchen. Mit kleinen Tricks hübschte Wissenschaftssenator Leo Hajen gestern das Ergebnis des 96er Sparhaushaltes ein bißchen auf. „Jede zweite Professorenstelle kann wiederbesetzt werden“, heißt es in dem Skript, das er im Rathaus verteilte. Das klingt nicht so brutal wie „Jede zweite wird gestrichen“.

79 Professorenstellen an der Uni, 20 an der Fachhochschule, je vier an den Hochschulen für Musik und Kunst und noch einmal sieben an der HWP sollen in den Jahren 96 und 97 entfallen. Weil das faktisch gar nicht geht – die Stellen werden größtenteils erst später frei – mußte dem Senator eine „Zwischenfinanzierung“ einfallen. Der Verkauf zweier hochschuleigener Parkplätze an der Wartenau und der Elbchaussee brachte immerhin zwei der vom Finanzsenator geforderten Millionen. Weitere Opfer müssen die Uni-Klinik Eppendorf (7,3 Millionen Mark) und die Technische Uni Harburg (4,4 Millionen Mark) bringen: Ihnen werden die Zuschüsse für ihre Globalhaushalte gekürzt. Zur Erklärung: Die TU und das UKE dürfen seit 1991 mit eigenem Finanzplan wirtschaften, eine Freude, die ab 1996 auch den übrigen Hochschulen erteilt wird.

Die Kürzung sei eine „einmalige Absenkung“, beteuerte der Senator. Der von der TU gefürchtete Griff auf die angesparte 4,8 Millionen Mark-Rücklage fände nicht statt. Und auch in Zukunft würden „alle Einnahmen, auch neu erschlossene“, bei den Hochschulen verbleiben. Ein Versprechen, das den Verstand der Zuhörer strapazierte. Denn was macht es für einen Unterschied, ob man der TU Rücklagen nimmt oder in entsprechender Höhe Zuschüsse kürzt?

Immerhin, die TU könnte gnädig gestimmt sein. Ist sie doch als einzige von Stellenstreichungen ausgenommen. „Weder jetzt noch in Zukunft“ werde es Zulassungsbeschränkungen in den zentralen Studiengängen geben, versprach Hajen. Ein Zustand, von dem die künftig um 15 Prozent geschrumpfte Uni nur träumen kann.

Doch es folgt der nächste Bluff. Der Senat habe den 4. Bauabschnitt für die Harburger TU beschlossen, sagte Hajen. Fünf Millionen würden in einer ersten Rate bereitgestellt, somit könne es im Frühjahr 96 losgehen. Kleiner Haken: Hamburg zahlt nur, wenn Bonn die andere Hälfte zahlt, was sich im Herbst entscheidet und sehr fraglich ist. Ebenfalls vom Hauptstadtsegen abhängig ist die Sanierung der Neurochirurgie im UKE.

Mehr gibt der Haushalt nicht her. Nur eines noch: Der Fachhochschule ist es erlaubt, einen Investorenwettbewerb für ihren Neubau am Berliner Tor auszuschreiben. Aber das kostet nichts. Im Gegensatz zum Mensa-Neubau, der nur noch Chancen hat, wenn folgendes Wunder gelingt: den Altbau des Weltwirtschaftsinstituts an der Alster so teuer zu veräußern, daß dafür zwei Neubauten rausspringen...