Lichtspiele im Stürmerknie

■ Der Hamburger SV kam am Samstag beim 1. FC Nürnberg zu einem glücklichen 1:1

Butt sei Dank, daß der HSV bei seiner Bundesliga-Premiere einen Punkt aus dem Nürnberger Frankenstadion mit nach Hause nehmen konnte. Zwar war es nicht der Ballfänger, sondern Anthony Yeboah, der drei Minuten vor Schluß den Ausgleich köpfte. Doch Hans-Jörg Butt sorgte eigentlich mit seinen Glanzparaden dafür, daß die Hanseaten den ersten Punkt der Saison einfuhren.

Der HSV konnte in seinem ersten Saisonspiel spielerisch zwar nicht überzeugen, hatte am Ende aber das nötige Glück – und einen Tony, der rechtzeitig fitgestrahlt wurde. Dank einer Laserbehandlung am lädierten Knie konnte der Ghanaer die 1:0 Führung von Nürnbergs Andrej Polunin kurz vor Schluß egalisieren. Es war der einzige Lichtblick im trostlosen HSV-Angriff, der aus dem Mittelfeld einfach keine Bälle bekam. Die Konsequenzen dafür spürten sowohl Hollerbach als auch Spörl per Auswechslung. Doch auch die jungen Wilden Fabian Ernst und Oliver Straube konnten die Nürnberger kaum ernsthaft in Gefahr bringen.

Eine Viertelstunde vor Schluß eröffnete Nürnbergs Trainer Reimann das Kapitel „Willis wilde Wechselspiele“. Pavel Kuka und Sasa Ciric verließen den Platz und mit ihnen verlor Nürnberg die Entlastung. Die Folge war, daß der HSV die Abwehr der Franken unter Druck setzte, was sich eben drei Minuten vor Schluß durch Yeboah rächte. Willi Reimann, der von 1987 bis 1990 den HSV trainierte, zeigte sich einsichtig: „Es war ein taktischer Wechsel, der im nachhinein nicht aufgegangen ist“.

Einen Stürmer hat der HSV nun also, jedoch in der Führungsetagedes Traditionsklubs dünnen sich die Reihen aus. Die Stellenanzeige „HSV sucht Präsidenten“ muß seit gestern ergänzt werden, da Dr. Martin Willich aus beruflichen Gründen aus dem Aufsichtsrat zurücktrat. Das verriet der Leiter von Studio Hamburg dem TV-Sender HH1: „Es ist immer meine Überzeugung gewesen, daß man Mandate nur wahrnehmen soll, wenn man auch die Zeit dafür hat“, erklärte Willich. Gleichzeitig gab er dem HSV noch einige Tips für die Zukunft mit auf den Weg: „Ich persönlich hätte nichts gegen einen Präsidenten Werner Hackmann“. Da dieser sich in der Vergangenheit aber immer wieder gegen das Amt ausgesprochen hatte, geht die Kandidatensuche wohl weiter. MiG

1. FC Nürnberg: Hilfiker, F. Baumann, Täuber, Richter, Wiesinger, Maucksch, Polunin, Störzenhofecker (81. Lösch), Bürger, Kuka (75. Rahner), Ciric (75. Kurth).

HSV: Butt, Gravesen, Panadic, Hertzsch, Fischer, Groth, Böger (65. F. Ernst), Hollerbach (65. Straube), Spörl (46. Kirjakow), Dembinski, Yeboah.

SR.: Krug – Z.: 40.000

Tore: 1:0 Polunin (58.), 1:1 Yeboah (87.)