Schulgeld für Erwachsene

Volkshochschule will auf Kosten der TeilnehmerInnen und Kursleiter sparen. Vertrauliches Papier: Gebühren hoch, Koppel verkaufen  ■ Von Judith Weber

Die Hamburger Volkshochschule (VHS) will sich auf Kosten von Lernenden und Lehrenden sanieren. KursteilnehmerInnen sollen ab Herbst kommenden Jahres sechs Prozent mehr Gebühren zahlen; SeminarleiterInnen sollen fünf Prozent weniger verdienen. Das geht aus vertraulichen Protokollen und Berichten hervor, die der taz vorliegen.

Demnach plant das städtische Bildungsunternehmen, die Einschreibegebühren für sämtliche Kurse von derzeit 35 auf 40 Mark anzuheben. Das müßten auch Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger zahlen, die bisher Ermäßigung bekamen. Zudem will der VHS-Leitungsrat die gestaffelten Teilnahmegebühren für einen Teil der Seminare abschaffen. Viele Kurse sollen in sogenannte „100 Prozent-Angebote“ umgemodelt werden, bei denen alle TeilnehmerInnen den vollen Beitrag bezahlen.

So kann die Volkshochschule jährlich 100.000 Mark sparen, schätzt die Arbeitsgruppe zur „Optimierung der Kosten und Erträge des VHS-Kursangebotes“. In anderthalb Wochen, am 27. August, wird der Vorstand entscheiden, ob die Vorschläge umgesetzt werden.

„Ich wehre mich vehement dagegen“, erklärt Angelika Westphal, offizielle Vertreterin der KursteilnehmerInnen. „Schließlich sind die Gebühren seit 1994 kontinuierlich gestiegen.“ Allein seit Herbst 1997 gingen die Beiträge um 18 Prozent hoch. Dennoch, wägt Westphal ab, seien die Sparzwänge nicht von der Hand zu weisen: „Jeder muß seinen Obolus leisten.“

Wenn das der Vorstand unter Leitung von Bildungssenatorin Rosemarie Raab (SPD) ähnlich sieht, geht es ab 1999 auch den KursleiterInnen an den Geldbeutel. Ihre Honorare sollen um fünf Prozent gesenkt werden, auf 46 statt bisher rund 48 Mark pro Stunde. Besonders hart trifft das jene, die von ihrer Arbeit bei Hamburgs größtem Weiterbildungsinstitut leben. Am kommenden Donnerstag wollen sich deshalb alle 1300 KursleiterInnen treffen und über mögliche Protestaktionen beraten – zum ersten Mal in der Geschichte der VHS. „Diesmal“, so verspricht ihr Sprecher Volker Wacker, „stellen wir uns auf die Hinterbeine“. Schließlich, findet er, „bringen die Honorarkürzungen relativ wenig“. Rund 300.000 Mark pro Jahr könnte die VHS so sparen; 2,9 Millionen Mark Schulden hat sie bis dato angesammelt.

Um diesen Berg möglichst schnell abzutragen, erwägt der Leitungsrat deshalb, das Schulgebäude „Koppel“ in St. Georg zu verkaufen. Zwar ist unklar, wo dann die Kurse für Deutsch als Fremdsprache stattfinden sollen, die derzeit in dem Haus angesiedelt sind. Doch „der Verkauf wird favorisiert“, heißt es in einem Protokoll von Ende Juli. Auch darüber wird der Vorstand entscheiden. Ein Makler hat die Koppel jüngst auf 5,5 Millionen Mark geschätzt; ein zweites Gutachten wird derzeit erarbeitet. Wieviel die VHS von dem Erlös behalten dürfte, ist unklar. Denn das Haus gehört der Stadt. Ein Verkauf könnte etwa so funktionieren: Die VHS macht das Gebäude frei, und das Liegenschaftsamt sucht einen neuen Eigentümer. Dann könnten Stadt und Volkshochschule den Gewinn teilen.