piwik no script img

In Tokio stürzen die beliebtesten Werte

■ Börsenkurse fallen, Nikkei-Index sackt, und Investitionen japanischer Unternehmen auf ausländischen Märkten sinken um die Hälfte

Tokio (dpa) – Der massive Kurssturz an der Aktienbörse in Tokio hat gestern einen neuen Höhepunkt erreicht. Aufgrund der Bankenkrise in Japan sowie den schweren Turbulenzen in Rußland und Asien sackte der Nikkei-Index für 225 führende Werte erstmals seit zwei Monaten unter die psychologisch wichtige Marke von 15.000 und schloß mit 14.794,66 Punkten. Das ist ein Verlust von 2,18 Prozent.

In den vergangenen zwei Wochen hatte der Nikkei-Index bereits mehr als 1.000 Punkte verloren. Händler nannten als Grund für den erneuten Einbruch die wachsenden Zweifel an der Fähigkeit der neuen japanischen Regierung, die angekündigten Gesetze zur Stabilisierung des Bankenapparats zügig durch das Parlament zu bringen. Analysten sprechen von einem Teufelskreis: Die starke Verunsicherung über Japans konjunkturelle Entwicklung und die Krise im Bankensektor drückten auf den Yen, dieser belaste die übrigen Weltfinanzmärkte, was wiederum die Lage Japans verschärfe. „Wir haben die Talsohle noch nicht erreicht“, sagte ein Analyst in Tokio. Die japanische Währung verlor zur Dollarnotierung erneut an Wert.

Unterdessen warnte Notenbankchef Masaru Hayami vor einem Zusammenbruch japanischer Großbanken. Dies schade nicht nur der heimischen Wirtschaft, sondern werde auch schwere Konsequenzen im Ausland mit sich bringen. Statt solche Institute nach dem geplanten „Überbrückungsbank“-Prinzip unter staatliche Zwangsverwaltung zu stellen, sollten Fusionen oder Übernahmen angestrebt werden.

Japans Finanzinstitute ächzen noch unter Problemkrediten von umgerechnet einer Billion Mark und werden zusätzlich vom massiven Schwinden ihrer Börsenkapitalisierung belastet. Japans Banken setzten im Juli Transaktionen mit 1.224 Unternehmen mit einer Kapitalisierung von jeweils mehr als einer Million Yen aus. Das ist ein Anstieg von 28,4 Prozent, ein Indiz für die sich verschlechternde Finanzlage der Unternehmen. Die teilten mit, daß sie ihre Auslandsinvestitionen um mehr als die Hälfte, auf 686 Projekte, kürzen wollen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen