: Disziplin ist gefragt
Das neue Schuljahr beginnt – mit 164.485 Jugendlichen, einer wütenden Gewerkschaft und Lehrern, die mehr arbeiten müssen ■ Von Judith Weber
Heute beginnt das neue Protestjahr. 163.485 Kinder und Jugendliche gehen nach sechs Wochen Sommerferien wieder in ihre Klassen; Eltern- und SchülerInnenkammer basteln erneut am Protest gegen die Sparpläne von Schulsenatorin Rosemarie Raab (SPD). „Wir werden unseren Widerstand nicht aufgeben“, sagt Peter Göbel, Geschäftsführer der Lehrergewerkschaft GEW. Ende des Monats treffen sich Landesvorstand und Vertrauensleute der GEW, um über Aktionen zu beraten.
Schließlich hat sich nichts geändert an den Kürzungsvorhaben der Behörde, gegen die vor einigen Wochen 80.000 HamburgerInnen demonstrierten: Obwohl rund 1800 SchülerInnen dazugekommen sind, wird es keine neuen LehrerInnen geben. „Mehrbedarfe sind durch Umschichtungen innerhalb des Bestands zu decken“, heißt es in einem Papier des Amtes. Allein in diesem Schuljahr fehlen dadurch 199 Lehrerstellen.
Das trifft sowohl Haupt-, Real- und Gesamtschulen als auch Berufsschulen und Gymnasien, „die bei weitem die beliebteste Schulform“, wie Raab gestern erklärte. Rund fünf Prozent mehr SchülerInnen als 1997 wollen hier Abitur machen; bei den Gesamtschulen meldete sich fast ein Prozent weniger an als im Vorjahr.
Erstmals will die Behörde nun die verschiedenen Schulen aneinander messen: In diesem Jahr werden sogenannte Vergleichsarbeiten geschrieben. Alle Dritt-, Sechst-, Acht- und ZehntkläßlerInnen bekommen den gleichen Test vorgelegt; an den Noten soll ablesbar sein, wo effektiv gelernt wird.
Besonderen Wert legt Raab dabei auf Deutsch, Mathe und eine Fremdsprache. „Aufgrund dieser Fächer können wir mit ziemlicher Sicherheit voraussagen, wie die Schüler in den weiterführenden Schulen zurechtkommen werden“, so die SPDlerin. Wer die Schule wechseln will, muß deshalb künftig in den drei Disziplinen besonders gut sein. Für den Sprung von der Realschule in die siebte Klasse des Gymnasiums braucht man in mindestens zweien dieser Fächer eine zwei. Außerdem wird Englisch ab sofort schon in der dritten Klasse gelehrt; als erstes Bundesland hat Hamburg dafür einen Grundschul-Lehrplan geschaffen.
Auch die LehrerInnen müssen sich auf Neuerungen einstellen. Sie sollen Arbeiten schneller korrigieren. Innerhalb von einer Woche bekommen die Schüler ihre Werke zurück, so will es die Behörde. Zudem sollen sämtliche Tests nach den Regeln der neuen Rechtschreibung durchgesehen werden. Das galt bereits für die ersten und fünften Klassen; nun wird die Regelung auf alle Jahrgänge ausgeweitet.
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