: Mahnmal versinkt im Gezänk
■ Nach ästhetischen und Ortsfragen geht's nun um Geld. Lea Rosh will die Kosten für das Holocaust-Mahnmal zwischen Bund, Land und Förderverein aufteilen. Streitwert: 15 Millionen
Berlin (AFP) – Der Streit um das geplante Holocaust-Mahnmal in Berlin hat sich nun auch auf die Finanzierung der Baukosten ausgeweitet. Zwischen den drei Auslobern des Mahnmal-Projekts – dem Bund, dem Land Berlin und dem privaten Förderkreis um die Journalistin Lea Rosh – bestehen Unstimmigkeiten wegen der Aufteilung der Kosten. Rosh geht von einer Drittelung aus. „Es wäre absurd, daß wir für die Hälfte der Baukosten aufkommen müßten, aber als Drittelpartei behandelt werden“, sagte sie am Mittwoch im Inforadio Berlin-Brandenburg.
Dagegen bestand eine Sprecherin der Bundesregierung in Bonn darauf, daß seit Jahren eine Übereinkunft zwischen den drei Auslobern bestehe, Bund und Land je ein Viertel der Kosten übernehmen zu lassen und den Förderverein die übrige Hälfte. Für den Bau des Mahnmals sind rund 15 Millionen Mark veranschlagt.
Der Berliner Senat warnte vor einem Kostenstreit. Ein Sprecher der Kulturverwaltung sagte, die Finanzierung des Mahnmals sei sichergestellt. Bei einem der wichtigsten Mahnmale der Nachkriegsgeschichte dürfe es keine „kleinkarierte Diskussion“ um die Kosten geben. Aber auch Berlins Finanzverwaltung geht entsprechend einer Übereinkunft von 1992 davon aus, daß die Kosten zu je 25 Prozent von Bund und Land und der Rest vom Förderverein übernommen werden.
Rosh sagte dem Sender weiter, der Förderkreis habe seinen Teil der Baukosten noch nicht zusammengetragen. „Keine Bank, kein Großindustrieller und auch nicht die Bevölkerung wird Geld geben, wenn man nicht weiß, welcher Entwurf gebaut wird“, betonte die Journalistin. Der Förderkreis habe aber Sponsoren in Aussicht.
Über Form und Konzeption des Holocaust-Mahnmals wird schon seit rund zehn Jahren diskutiert. In den vergangenen Monaten hatte sich besonders Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU), aber auch andere Vertreter der Großen Koalition in der Hauptstadt sowie Persönlichkeiten aus Kunst, Gesellschaft und der Bundes-SPD mehrfach skeptisch über die vorliegenden Entwürfe geäußert und eine Verschiebung gefordert. So kritisierte Diepgen die Entwürfe als „zu beliebig“. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) wollte ursprünglich eine schnelle Entscheidung. Zunächst soll das Ergebnis der Berliner Senatssitzung am 25. August abgewartet werden.
Diepgen hatte sich vor wenigen Tagen erstmals eindeutig gegen den Mahnmals-Entwurf des US- Architekten Peter Eisenman ausgesprochen und auch den Standort kritisiert. Der Entwurf von Eisenman, der ein begehbares Labyrinth aus 2.500 Betonpfeilern vorsieht, wird von Kohl bevorzugt. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas soll auf dem dafür vorgesehenen Grundstück im Zentrum Berlins südlich des Reichstags errichtet werden. Der Bau soll Anfang 1999 beginnen.
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