Starr von Sex besessen

■ Sonderermittler läßt Monica Lewinsky erneut zu ihrer Affäre mit Clinton aussagen

Berlin (taz) – US-Sonderermittler Kenneth Starr ist dabei, die letzten Lücken seines Berichtes an den US-Kongreß zur Amtsenthebung von Präsident Bill Clinton zu schließen. Gestern mußte Clintons Ex-Praktikantin Monica Lewinsky erneut vor die Grand Jury, um Widersprüche zwischen ihren Aussagen und denen des Präsidenten vom Montag zu erläutern.

Nach Angaben der Washington Post war Lewinsky derb enttäuscht über Clintons öffentliche Stellungnahme, es habe sich bei ihrer Beziehung nur um ein sexuelles Techtelmechtel gehandelt. Dabei hätten sie sich doch gegenseitig Geschenke gemacht und tiefschürfende Telefonate geführt. Außerdem sei der Präsident zwar auf den Schmerz eingegangen, den er seiner Familie bereitet habe. Für sie habe er jedoch kein Wort der Entschuldigung gefunden.

Das mit den Geschenken will der Sonderermittler noch einmal ganz genau wissen, und auch die Sache mit dem Sex läßt Kenneth Starr einfach nicht los. Hatte der Präsident sich doch als rein passiv beschrieben, als fast unbeteiligten Konsumenten oralen Verkehrs. Das, so sein Kalkül, falle dann nicht unter die Definition einer sexuellen Beziehung, wie sie in dem Verfahren wegen angeblicher sexueller Belästigung von Paula Jones im Januar angewandt wurde, und deshalb sei seine damalige Ausführung „juristisch akkurat“ gewesen.

Lewinsky hingegen hatte auch von „intimen Berührungen“ gesprochen. Clinton muß jetzt darauf bestehen, Sex zwischen ihm und Lewinsky sei immer so gewesen, wie es Paula Jones behauptet hatte: Hose runter – kiss it, babe.

Starr wird nichts unversucht lassen, den Vorwurf des Meineids in seinem Abschlußbericht an den Kongreß zu erhärten. Immerhin wäre das eine Straftat des Präsidenten, die seine Untersuchungen von Clintons Privatleben wenigstens ein bißchen rechtfertigen würde. Bernd Pickert