: Telefonzellen weichen Handys
Die Telekom will die Telefonzellen abbauen. Jedoch nicht völlig und nicht sofort. „Einen Rückzug aus der Fläche wird es nicht geben“, sagt Telekom- Sprecher Ulrich Lissek. Die sogenannte Pflichtleistungsverordnung zwingt nämlich die Telekom zur flächendeckenden Grundversorgung der Bundesrepublik mit öffentlichen Telefonanlagen. Mit einigen Ausnahmen muß auch in Zukunft im Umkreis von drei Kilometern allerorts eine Zelle zu finden sein.
Bislang gibt es bundesweit 163.000 öffentliche Fernsprechanlagen – davon 100.000 Kartentelefone und 63.000 Münzanlagen. Doch die öffentlichen Telefonzellen rentieren sich meist nicht mehr. Die Ursache hierfür sieht die Bonner Telekomzentrale darin, daß immer mehr Menschen ein Mobiltelefon besitzen. Derzeit sind dies etwa zehn Millionen, Tendenz steigend. Zudem verfügten fast alle Haushalte in der Bundesrepublik über einen eigenen Telefonanschluß.
15.000 Mark kostet eine Zelle in der Neuanschaffung, die Unterhaltungskosten betragen etwa 350 bis 750 Mark monatlich. Da muß die Zelle schon mindestens einen Umsatz von 750 Mark verbuchen, damit sich der Standort lohnt. Vor allem in dünnbesiedelten Gebieten aber betragen die Einnahmen oft nur rund dreißig, mancherorts gar zwei Mark im Monat. Zuwenig, so die Telekom.
Bundesweit fuhren die Telefonzellen 1997 insgesamt bummelig 900 Millionen Mark Verluste ein. Auch für dieses Jahr werden Einbußen in dreistelliger Millionenhöhe erwartet.
Insbesondere in ländlichen Regionen, also an telekomunattraktiven Standorten, soll nun das Zellennetz ausgedünnt werden. In Brandenburg bedeutet das etwa zwanzig Prozent weniger dieser Häuschen.
Viele Dorfgemeinden haben daher bereits Protest gegen den Zellenschwund angemeldet. Für Notfälle und sozial schlechter Gestellte, die sich keinen eigenen Anschluß leisten könnten, müsse ein öffentlicher Fernsprecher zur Verfügung stehen, fordern sie. Dagegen verwahrt sich die Telekom. Für Notrufsäulen, heißt es von dort, müßten die Kommunen grundsätzlich selbst aufkommen. Und für sozial Schwache gebe es schließlich einen Anschluß bereits für neun Mark im Monat. Und überhaupt, sagt Telekomsprecher Lissek, „die Post wird ja auch nicht mehr mit der Brieftaube verschickt“. uta
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