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Hochschule plant Ableger am Flughafen

■ Wenn die Rice University nach Grohn geht, will die Hochschule in der Neustadt expandieren

Die Hochschule Bremen plant mehrgleisig ihre Expansion. Falls die gewünschte Neugründung auf dem Kasernengelände in Bremen-Grohn nicht möglich ist, weil dort die Internationale Universität unter Beteiligung der amerikanischen Rice University entsteht, soll ein dritter Standort in der Nähe des Flughafens errichtet werden. Entsprechende Planungen bestätigte Konrektor Karl Marten Barfuß.

„Wir haben im Zuge der Diskussion um den Hochschulumzug unsere Wachstumspotentiale nachgewiesen“, sagt Konrektor Barfuß. Weil die bestehenden Hochschulstandorte auf der Werderinsel und an der Langemarckstraße aus allen Nähten platzen, kann nur auf einem neuen Gelände die gewünschte Verbindung zur Wirtschaft geschaffen werden – am Flughafen wäre eine Art Technologie-Park nach dem Vorbild des Gewerbegeländes an der Universität möglich. Im Wissenschaftsressort werden die Kosten eines neuen Komplexes mit 130 Millionen Mark angegeben. 70 Millionen seien bereits für eine Erweiterung der Hochschule festeglegt.

CDU-Fraktionschef Ronald-Mike Neumeyer mahnte am Dienstag Wissenschaftssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD), die Hochschule „nicht wie ein Stiefkind“ zu behandeln, auch wenn das Rice-Projekt in Grohn realisiert würde. Kahrs' Sprecher Rainer Gausepohl versicherte, die Senatorin stehe einem dritten Hochschulstandort in der Neustadt „wohlwollend“ gegenüber.

In Sachen Rice ist die CDU auf die Linie der SPD eingeschwenkt: Nach vielen Gesprächen in der Sommerpause sei man zu dem Entschluß gekommen, daß eine Ansiedlung von Rice dem zunächst favorisierten Umzug der Hochschule nach Grohn vorzuziehen sei, sagte Neumeyer. Weil es aber angesichts der offenen Finanzierungsfragen „fahrlässig“ wäre, sich auf Rice zu verlassen, müßten beide Optionen parallel geplant werden. Im Gegensatz zu vielen Sozialdemokraten habe die Union kein Problem mit einer Privatuni, die Studiengebühren von mehr als 30.000 Mark pro Jahr erhebt.

Nach Neumeyers Angaben würde es inklusive des Wertes der von Bremen bereitgestellten Gebäude und Grundstücke 800 Millionen Mark kosten, die Internationale Uni schlüsselfertig hinzustellen. Noch sei unklar, wo die 200 Millionen Mark Startkapital herkommen sollen, die die privaten Partner des Projektes aufbringen müßten. „Es kann nicht sein, daß eine Privatuniversität aus Steuermitteln finanziert wird“, stellte der CDU-Fraktionschef klar.

Zur weiteren Finanzierung der Bremischen Hochschulen sagte Neumeyer, auch die CDU wolle in der mittelfristigen Finanzplanung den Bedarf der Hochschulen von 3,4 Milliarden Mark bis zum Jahr 2004 zu decken versuchen, den Wissenschaftssenatorin Kahrs im Mai ohne Zustimmung des CDU-Finanzsenators den Rektoren versprochen hatte. Noch klafft aber eine Finanzierungslücke von 400 Millionen Mark. Joachim Fahrun

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