piwik no script img

Wer lud den Sozialdemokraten aus?

■ SPD-Abgeordneter bekam eine Absage für eine Diskussion, die gar nicht ausfiel

Gerne hätte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Michael Neumann mitgeredet, als CDUler und Grüne darüber sprachen, wie man die Joblosigkeit mindern könnte. Auf die für vergangenen Montag geplante öffentliche Diskussion hatte er sich sogar „sehr intensiv vorbereitet“, erklärt der Berufssoldat. Doch dann kam ein Fax: „... schweren Herzens haben wir uns entschlossen, die gesamte Veranstaltung ausfallen zu lassen“, hieß es darauf. Versehen war die Absage mit dem Briefkopf des „Aktionsbündnis Hamburger Arbeitsloseninitiativen“, dem Organisator der Veranstaltung, und unterzeichnet mit dem Namen „Michael Doll“, Leiter der Ini.

Also blieb Neumann zu Hause, in der Annahme, die Arbeitslosen hätten ihn ausgeladen. Unfug, zürnte gestern Michael Doll: „Das Fax ist ganz klar eine Fälschung. Ich habe sowas nie geschrieben, geschweige denn verschickt.“ Zwar sei der Briefkopf seiner und der Absender auch, „aber das sieht mir aus, als sei es zusammengeschnippelt worden“.

Zudem wird der SPD in dem Brief mitgeteilt, daß die Debatte geplatzt sei, weil „Herr Mertens von der CDU“ abgesagt habe. Johannes Mertens, Bürgerschaftsabgeordneter der Christdemokraten, erschien jedoch gut gelaunt und beinahe pünktlich im Curio-Haus. Auch die GAL hatte keine Absage bekommen. Die Diskussion fand also statt – ohne die stärkste Regierungspartei. Die taz hamburg tadelte Michael Neumann für unentschuldigtes Fehlen (siehe taz vom 25. August), und die Arbeitslosen schimpften auf die SPD, die „es nicht nötig habe“, mit ihnen zu reden. Wer Neumann auslud, blieb gestern ungeklärt. Nachtragend will jedoch niemand sein. Man werde weiter recherchieren, teilte die Initiative mit. Und Neumann erklärte sich bereit, seine Position zur Arbeitslosigkeit „in einem Einzelgespräch zu erläutern“. juw

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen