: Mordplan gegen Castro?
■ Exilkubaner wollten den kubanischen Präsidenten töten. Jetzt wird Anklage erhoben
Berlin (taz) – Wegen eines Mordkomplotts gegen den kubanischen Staats- und Parteichef Fidel Castro sollen sich erstmals Mitglieder der größten US-amerikanischen Organisation von ExilkubanerInnen vor Gericht verantworten. Wie das US-Justizministerium in Washington mitteilte, erhob der Staatsanwalt in Puerto Rico Anklage gegen sieben Exilkubaner, darunter José Antonio Llama, einen der Führer der „Cuban American National Foundation“ (CANF), die als die einflußreichste Lobby von ExilkubanerInnen in den USA gilt.
Vor der Küste von Puerto Rico, das den USA als „Commonwealth“ angegliedert ist, war im Oktober vergangenen Jahres ein Boot voller Waffen und Munition von der Küstenwache aufgebracht worden. Nach Angaben eines der vier festgenommenen Insassen sollte die Fahrt zur venezolanischen Isla Margarita führen, um während des dort stattfindenden Iberoamerika-Gipfels den kubanischen Präsidenten zu erschießen.
In dem Boot, das zur Überwindung großer Distanzen mit zusätzlichen Tanks ausgerüstet war, befanden sich unter anderem Nachtsichtgeräte und Scharfschützengewehre. Wie die Ermittlungen ergaben, war eines dieser Gewehre vom Präsidenten der CANF, Francisco Hernández, gekauft worden; das Boot gehörte dem jetzt angeklagten Vorstandsmitglied José Antonio Llama. Sowohl Llama als auch Hernández, gegen den bislang noch nicht Anklage erhoben worden ist, bestritten über ihre Anwälte jede Beteiligung an einem Mordkomplott, erklärten jedoch nicht, wie Boot und Gewehr zusammen in die Karibik gelangt sein könnten. In ihren Augen handelt es sich bei den Vorwürfen um eine großangelegte Verschwörung gegen ihre Organisation.
Die CANF vertritt im Gegensatz zu anderen exilkubanischen Gruppen eine strikte Hardliner- Politik gegen das sozialistische Kuba. Daß das umstrittene US- Embargo gegen Kuba noch immer nicht gelockert oder aufgehoben wurde, ist nicht zuletzt auf ihren Druck zurückzuführen. Auch wenn sie immer beteuert, ihre Ziele nur auf friedlichem Wege zu verfolgen, geriet sie doch in den letzten Monaten mehrfach in den Verdacht, auch auf terroristische Methoden zurückzugreifen. So sollte sie beispielsweise für die Bombenanschläge auf kubanische Hotels und Restaurants im vergangenen Jahr verantwortlich sein. Daß es jetzt erstmals zur Anklage kommt, könnte ein empfindlicher Schlag für die Organisation sein, die seit dem Tod ihres Gründers und langjährigen Präsidenten Jorge Mas Canoso im November 1997 ohnehin geschwächt dasteht. Joachim F. Tornau
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen