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Graue Häupter wiegen sich zum globalen Blues

■ Auf dem „Genossenschaftstag“ diskutierten die Veteranen der Bewegung die Globalisierung für alternative Betriebe. Die könnten das Internet als Gegenmacht nutzen

Oberursel (taz) – Alternativer Genossenschaftstag des Theoriearbeitskreises Alternative Ökonomie (TAK AÖ) in Oberursel im Taunus. Ein von den Veteranen der Alternativbewegung organisierter Event mit nostalgischem Background? Oder ein noch immer der Entwicklung von Alternativen zum globalen Kapitalismus nach dem Zusammenbruch der realsozialistischen Systeme verpflichteter Diskussionszirkel qualifizierter Querdenker?

Der Genossenschaftstag, der eine Woche dauerte und gestern mit einem „offenen Brainstorming“ (Flieger) endete, war beides: Familientreffen der rund vierzig zum harten Kern des TAK AÖ zählenden Menschen aus den Gründertagen vor 20 Jahren. Und ein wirtschaftspolitisches Seminar zu den Folgen der Globalisierung für alternative Betriebe. Der TAK AÖ beschloß auch, dem Ziel von 1978 weiter treu zu bleiben: der Entwicklung von ökonomischen und gesellschaftspolitischen Alternativen und Utopien.

Die Väter der Bewegung surfen längst im Internet und haben eine Homepage. „So wie sich die Konzerne im Rahmen der Globalisierung vernetzen, könnten sich auch Ökobauern und Kooperativen weltweit zusammenschließen und eine kleine Gegenmacht bilden“, sagt Rolf Schwendter, Sozialwissenschafler an der Gesamthochschule Kassel. Der weißhaarige Guru der Szene verdammt deshalb die Globalisierung nicht. Theoretisch impliziere die auch die Internationalisierung – ein „alter linker Politikansatz“.

Für andere sind die etwa 4.000 Alternativbetriebe in Deutschland „regionale Refugien“, die nur für einen lokalen oder regionalen Markt produzieren. Der Redakteur der Zeitschrift Kontraste siedelt Projekte wie die Öko-Bank oder die taz „außerhalb der Alternativbewegung“ an, da ihre Strukturen inzwischen nicht mehr alternativ sind. Aber vielleicht würden auch sie eines Tages wieder den Anschluß an die alternative Familie finden, sinniert er. „Je etablierter und erfolgreicher diese Betriebe geworden sind, desto resignierter wirken manchmal die Mitglieder.“ Flieger ist Mitglied in einem Verein, den viele Alternative inzwischen für etabliert halten: Bündnis 90/Die Grünen. Klaus-Peter Klingelschmitt

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