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: Femininer Nomozid

Klaus Maxeiner ist ein ehrenwerter Mann. Maxeiner ist Landeswahlleiter von Rheinland-Pfalz und hat soeben einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte des deutschen Wahlkampfs geliefert. Auf den Stimmzetteln für die Bundestagswahl wurde der Name der PDS-Kandidatin Johanna Wille- Kuhn in Witte-Kuhn korrigiert. Wenn Frauen schon mit Doppelnamen antreten, dann, bitte schön, mit neutralen. Ein kühn sprechender Name könne den Wählerwillen unzulässig beeinflussen, dachte Maxeiner.

Doch der Landeswahlleiter hatte nicht mit der breiten Lobby der Doppel-, Drei- und Vierfach-Frauen gerechnet, deren Phalanx sofort geschlossen ins Feld zog. Für die Fraktion der Tripelnomen protestierten Simone Greiner-Petter-Memm und Monika Holzner-Grawenus-Pflug scharf gegen die Verhunzung des „für die Identität als Frau“ wichtigen Doppelnamens. Sofort erklärten sich Margret Neuhaus-Steinmetz-Ünsal und Rosemarie von Rosenberg-Lipinsky-Küküknice solidarisch. Auch meldete sich die Vertreterin der Quadrinomen, die Leiterin des Wahlforschungsinstituts Allensbach, Elisabeth Noelle-Neumann-Maier-Leibnitz: Zwar werde die PDS in Rheinland-Pfalz allenfalls 0,2 Prozent erhalten, aber um des demokratischen Bewußtseins von Frauen willen sei eine solche Form der Korrektur, ja Zensur absolut unzulässig. Von einem „femininen Nomozid“ sprach sogar die Präsidentin des Vereins „Pro Nomina“, Emmy Schulze-Wettendorf vor dem Brocke-Mackenbrock: „Wir sind es leid, uns von Männern in unsere Namen hineinpfuschen zu lassen.“

Und werde hier nicht „das poetischste und weiblichste Element der Gegenwart“ mit brachialer männlicher Gewalt ausgemerzt, gab Uta-Maria Mayer-Schalburg-Schulz-Hardt zu bedenken. Als dann auch noch die Berliner Autonome Frauengruppe „nom de guerre“ Anschläge für den 27. 9. ankündigte, gab die rheinland-pfälzische Wahlbehörde Druck nach: Die zwei Millionen Stimmzettel werden vernichtet. Sie neuzudrucken kostet 100.000 Mark. Michael Fingel