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Im Rausch der Nacht

■ Konventionell inszeniert, klasse gespielt: Brian Friels „Wunderbares Tennessee“ im Theater im Zimmer

Der Minibus fährt ab, und dann stehen sie da. Am einsamen Pier von Ballybeg warten drei verheiratete Paare auf ein Boot, das sie für eine Nacht auf eine Insel bringen soll. Terry hat zu seinem Geburtstag eingeladen, und so lachen sie und singen, um sich die Zeit zu verkürzen. Doch immer stärker wird der Verdacht, daß das Boot nicht kommen wird. Was als fröhlicher Ausflug beginnt, wird zur unheimlichen Erfahrung.

Wunderbares Tennessee heißt das Stück des Iren Brian Friel, das Donnerstag im Theater im Zimmer Premiere hatte. In der recht konventionellen Inszenierung von Friedhelm Ptok, dem naturalistischen Bühnenbild von Christian Masuth schöpft das Stück seinen Reiz einzig und allein aus seiner Konzeption: Es passiert einfach nichts in dieser Nacht des Wartens, doch hintergründig scheint auf einmal alles möglich. Die abgearbeitete Angela ersehnt – und erlebt – ein bißchen dionysisches Glück. Ihr Mann Frank, ein trockener Wissenschaftler, sieht einen Delphin, der in der Luft tanzt. In wiederkehrenden Bildern und durch kleine Gesten verändert sich die Stellung der Figuren zueinander – fast unmerklich und unaufhaltsam zugleich.

Brian Friel hat seine Funktion in der Gesellschaft mit der eines Wünschelrutengängers verglichen. Sanft deutet er die Sehnsucht seiner Figuren nach der Insel, der „Insel des Andersseins“, an. Unaufdringlich zeigt er ihre Suche nach Transzendenz. Daß Unaussprechliches nachvollziehbar wird, ist im Theater im Zimmer den durchweg hervorragenden Schauspielern zu verdanken. Vor allem George Beyer als todkranker Akkordeonspieler zeigt sich mit minimalistischer Mimik als hochkarätiges Original. Eine spirituelle Sinnsuche nach keltischer Tradition – ob das interessant ist, bleibt Ansichtssache. Eindrucksvoll dargeboten wird es jedenfalls.

Sabine Claus

Theater im Zimmer, bis 2. Oktober, 20 Uhr

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