: Subventionierte Logenplätze
Wohnungsunternehmen SAGA will Jobprojekt für Pförtner betreuen. BAGS-Mitarbeiter: Gespräche laufen. SPDler wirbt schon damit ■ Von Florian Marten
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft SAGA soll offenbar mit einem der größten Beschäftigungsprojekte in Hamburg betraut werden. Es handelt sich um das „Großprojekt Pförtnerlogen“ der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS), in dem 180 bis 300 Langzeitarbeitslose einen Job finden sollen.
Die Behörde, so Dr. Matthias Bartke, Mitarbeiter der BAGS-Abteilung Arbeitsmarktpolitik in einem Brief an den Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen, habe „sich entschlossen“, dieses Projekt zu realisieren und „mit der SAGA bereits Gespräche über eine mögliche Trägerschaft“ geführt. Sollte man sich einigen werde das Wohnungsunternehmen „einen Beschäftigungsträger gründen, der ausschließlich für die Betreuung des Projektes zuständig ist“.
Bei dem Wohnungsriesen könnte so einer der größten Beschäftigungsträger Hamburgs entstehen, unterstützt vom Arbeitsamt mit jährlich fast sieben Millionen Mark und von der Sozialbehörde mit knapp fünf Millionen. Auf offizielle Nachfrage halten sich SAGA und BAGS noch bedeckt. Aus der Behörde verlautet treuherzig: „Noch ist nichts entschieden“, und SAGA-Vorstandsvorsitzender Hartmut Brosius spricht von „einem Bild, das im Entstehen ist“.
Dabei hat das Wohnungsunternehmen bereits kräftig daran gearbeitet, das Projekt voranzutreiben. Am 3. Juli beschloß der Aufsichtsrat unter dem Vorsitz von Bausenator Eugen Wagner (SPD), einen eigenen Beschäftigungsträger „Pförtnerlogen“ zu gründen, vorausgesetzt es gelinge, entsprechende Mittel bei Arbeitsamt und BAGS loszueisen. Und das, obwohl es mit der Harburger GATE bereits eine Gesellschaft gibt, die mit großem Erfolg für die städtischen Wohnungsunternehmen GWG und SAGA Pförtnerkabinen eingerichtet hat.
Doch mit einem eigenen Beschäftigungsträger erhielte die SAGA direkten Zugriff auf Ar-beitsmarktmittel der BAGS. Die Pläne des Unternehmens, seine „Sach- und Personalkosten mittelfristig um ca. 20 Prozent zu reduzieren“, könnten so erleichtert werden. Zwar gelten die Pförtner offiziell als „nicht zu den Regelaufgaben“ einer Wohnungsgesellschaft gehörig, in der Praxis reduzieren sie aber den Arbeitsbedarf für Instandhaltung und Verwaltung – und entlasten so die Kasse.
Bei Experten der Wohnungswirtschaft und sogar unter Projektkritikern bei SAGA und BAGS finden sich daher Stimmen, die von einer neuen Beschäftigungsgesellschaft als „teurem Unfug“ sprechen, deren eigentlicher Sinn ein „Kahrs-Profilierungsprogramm“ sei. Denn SPD-Rechtsaußen und Wagner-Zögling Johannes Kahrs leitet nicht nur seit zwei Jahren die SAGA-Grundsatzabteilung, sondern kandidiert auch für den Bundestag. In einer Wahlanzeige schmückte er sich kürzlich bereits mit dem Hinweis, er sei „verantwortlich für ein vielbeachtetes Pförtnerprojekt“, in dem „300 Langzeitarbeitslose Beschäftigung finden“.
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