Der große HipHop-Gipfel tagt

■ Ein Abkömmling des legendären Wu-Tang-Clans und viele seiner Kollegen sprechen samstags im Modernes

Cappadonna machte das erste Mal im Sommer von vor drei Jahren von sich reden. Raekwon, Aktivist des mächtigen Wu-Tang-Clan, hatte eine neue Platte, und auf der Cappadonna Gelegenheit, zu „lehren und Psalme über die Welt zu verbreiten“, wie er seine Zwecke selbst formuliert. Seit seinem fulminanten Auftritt hat sich Cappadonna zum unverzichtbaren Teil des Clans gemausert. Auf über einem Dutzend Veröffentlichungen aus dem Hause Wu-Tang und auf 'The Pillage', seiner Solo-Platte, auf der natürlich auch wieder massig Mitglieder der ehrenwerten Gesellschaft wie Raekwon, Method Man oder Ghostface Killah zu Gast sind, ist er mittlerweile zu hören. Dabei legt der Mann auf 'The Pillage' selbstverständlich die Latte so hoch, wie von einem Musiker mit solchen Verbindungen erwartet werden darf. Über die Beats, nicht selten nur von ein paar impressionistischen Klavierakkorden oder einem einzigen durchlaufenden Sample begleitet, legt er seine Reime, von ihm bevorzugt als Psalme bezeichnet. Lässig läßt er sich hinter den Beat zurückfallen, holt dann mal eben die Eins mit ein paar Synkopen wieder ein und nennt seine Kunst „burial ground sound“, weil da, wo er herkommt, schon so manch einer aus der Nachbarschaft da beerdigt wurde, wo er geboren wurde.

Zum angekündigten HipHop-Superfest wird der heutige Abend spätestens durch die Anwesenheit der Rapper Noreaga, Xzibit und Fat Joe. Der Auftritt des letzteren ist, wie der Veranstalter vorsorglich verlauten läßt, keine ganz ausgemachte Sache und findet nur statt, wenn es dem Manne gelingt, seine Flugangst zu überwinden. Wenn das reicht... Der Mann wiegt angeblich drei Zentner.

Xzibit hatte im letzten Jahr mit 'Papparazzi' einen Hit, in dem er ganz abgefeimt dem weißen BildungsbürgerInnentum die klassische Musik raubte und sie mit Hip-Hop verquickte. Sogar Xylophone sind zu hören, wie die Firma, für die Xzibit arbeitet, mächtig stolz herausstellt.

Noreaga, benamst nach einem bösen General, dessen Energie er bewundert, aber eben nun, weil der Mann ja unter die Bösen zählt, positiv füllen will, macht den Abend komplett. Nachdem er mit seinem Kumpel Capone als Capone-N-Noreaga (abgekürzt ergibt das übrigens pfiffigerweise CNN) mit 'The War Report' einen veritablen Klassiker abgeliefert hat, ist er derweil auf sich selbst gestellt, weil Capone, noblesse oblige, noch bis Oktober einsitzt. Aber sein Solo-Zeugs ist natürlich eine würdige Fortsetzung des 'War Report's, wie auf 'N.O.R.E.' oder eben am Samstag abend nachzuhören ist.

Andreas Schnell

Am 5. September ab 19.30 Uhr im Modernes.