: Vorreiter in Sachen Stillstand
■ ... oder: Was eigentlich war besonders an RTLs Präsentation seiner Herbst/Winter-Kollektion?
Irgendwie war's am Mittwoch in Köln, wo RTL auf seiner alljährlich-albernen Programmpressekonferenz die neue Herbst/Winter-Kollektion vorführte, dann doch wieder besonders. Nicht, weil da säuberlich zwischen Gebern und Nehmern getrennt („Die Presse bitte auf die blaue Tribüne, die Stars ins Parkett“) und jeder saudumme Trailer artig beklatscht wurde. Nein, irgendwie hatte man doch erwartet, daß der scheidende RTL-Boss Helmut Thoma hier seinen Nachfolger Gerhard Zeiler offiziell einführen und noch mal so eine richtig kämpferische Rede schwingen würde. Aber Zeiler war gar nicht da, und Thoma verbat sich in einer Bilanz der guten Taten bloß jedes Krisengerede.
Angesichts stagnierender Marktanteile (alle Privatsender) heißt die Devise bei RTL eindeutig: „Keine Experimente!“ Was läuft (Krimi, Action, Comedy), wird in die x-te Staffel geschickt und durch Neues ergänzt, was genauso aussieht. Den guten (teuren) Hollywoodfilm gibt's bei RTL so gut wie gar nicht mehr, dafür massenhaft deutsche TV-Movies. Risikominimierung auf ganzer Linie. Wenn Helmut Thoma angesichts dieser Risikominimierung für die gigantischen Investitionen von Sat.1 und Pro 7 in hochkarätige Hollywood-Pakete nur ein müdes Lächeln übrig hat, könnte man das für saturierte Selbstgefälligkeit halten. Aber Thoma ist ja nicht blöd. Drum ist an seiner Beschwörung der richtungsweisenden Kompetenz seines Hauses („Bei uns können sie heute sehen, was die Konkurrenten in ein paar Jahren zeigen“) am Ende mehr dran, als dem Zuschauer lieb sein kann. Also immer mehr von demselben auf allen Kanälen. Und da paßte es dann schließlich auch ins Bild, daß eine Verona Feldbusch zum umjubelten Star der Programm-PK avancieren durfte. Kann sein, daß sie später beim Imbiß sogar noch was gesagt hat. Reinhard Lüke
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