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Polizei kämpft gegen streikende Arbeiter

■ In der südkoreanischen Stadt Pyongtek stürmen Polizisten bestreikte Fabriken

Seoul/Berlin (AFP/taz) – Sondereinheiten der südkoreanischen Polizei haben gestern die sechs Fabriken des größten Autozulieferers des Landes gestürmt, um einen seit zwei Wochen andauernden Streik zu beenden. Mehr als hundert Arbeiter seien festgenommen worden, sagte ein Sprecher der Firma Mando Machinery. Die Polizei habe Tränengas gegen die Streikenden eingesetzt. Der größte Polizeieinsatz wurde aus der Hauptfabrik von Mando in Pyongtaek gemeldet, rund 70 Kilometer südlich von Seoul. Die Arbeiter hatten den Streik am 17. August begonnen, um gegen die geplante Entlassung von mehr als tausend Kollegen zu protestieren. Sie hatten sich auf den Fabrikgeländen verbarrikadiert, so daß die Produktion an allen sechs Standorten eingestellt werden mußte. Mando Machinery hatte ebenso wie andere Unternehmen in Süd- Korea die Entlassungen beschlossen, um angesichts der schweren Wirtschaftskrise Geld zu sparen. Gegen diese Strategie hatte der Dachverband der koreanischen Gewerkschaften (KCTU) protestiert und zum Streik aufgerufen. Die Gewerkschaft forderte von der Regierung, die Kreditbedingungen mit dem IWF nachzuverhandeln, Entlassungen und den Einsatz von Zeitarbeitern zu verhindern.

Im Frühjahr waren die Arbeiter von Mando schon einmal in Streik getreten. Zeitgleich mit den Arbeitern der Autofabriken Hyundai und Daewoo hatten sie Ende Mai gegen die geplanten Massenentlassungen gestreikt. Wie üblich in Süd-Korea hatte die Regierung die Streiks für illegal erklärt, dann aber dem Gewerkschaftsbund KCTU erlaubt, mit den Unternehmensführungen über ihre Forderungen zu verhandeln. Schon damals hatte die Polizei verstärkt in den Städten kontrolliert. Insbesondere in den industriellen Zentren Ulsan, Seoul und Pyongtek – der Hauptstadt der am stärksten wachsenden Industrieregion Kyonggi-do – war das Polizeiaufgebot massiv.

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