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Halbe Belegschaft fliegt

■ Wegen eines Pilotenstreiks entläßt die Fluggesellschaft Northwest 27.500 Beschäftigte

Washington (taz) – Nach einem schon fünf Tage andauernden Pilotenstreik hat die Fluggesellschaft Northwest mehr als die Hälfte ihrer Angestellten einstweilen entlassen. Die Einsparung der Lohnkosten der 27.500 betroffenen Beschäftigten soll der viertgrößten Fluggesellschaft der USA helfen, den Streik zu verkraften. Bei Northwest streiken 6.000 Piloten. Vorläufig entlassen wurden jetzt Stewards und Stewardessen, Mechaniker und Bodenpersonal. Die Kündigungen sind der Fluggesellschaft zufolge vorläufig, die Angestellten behalten bis Ende des Monats ihre Krankenversicherung.

Die Entlassungen deuten darauf hin, daß auch die Flüge längerfristig ausfallen, die für weite Teile des dünn besiedelten amerikanischen Nordwestens einzige Verbindung zum Rest der Welt sind. In einigen Orten der Bundesstaaten Nord- und Süddakota kommt nicht mal die Post.

Die streikenden Piloten fordern den Teil ihres Lohns wieder, auf den sie freiwillig verzichtet hatten, als es der Gesellschaft schlecht ging. Inzwischen hat Northwest Rekordgewinne eingefahren, die Piloten wollen ihren Anteil haben. Kenner der Fluggesellschaft weisen allerdings darauf hin, daß Northwest trotz guter Ertragslage noch immer einen Schuldenberg vor sich herschiebe und eine überalterte Flotte habe. Statt in neue Maschinen zu investieren, muß das Unternehmen Schulden abtragen.

Nach einer Einigung mit den Piloten stünden noch Verhandlungen mit Gepäckträgern, Bodenpersonal, Mechanikern und Flugbegleitern bevor, weil diese in Einzelgewerkschaften organisiert sind. Trotz der großen Bedeutung, die Northwest für Amerikas Nordregion hat, ist es auch während der Zeit der Rückreisen aus dem Urlaub bisher nicht zum erwarteten Chaos auf Amerikas Flughäfen gekommen. Und in den Dakotas steigen die Menschen wieder in ihre Trucks, um die Distanz zum nächsten großen Drehkreuz, Minneapolis, zu überwinden. Peter Tautfest

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