piwik no script img

Gegner der Westtangente bleiben unter sich

■ Debis-Vertreter sagen Teilnahme an Diskussion über Autopiste ab. Die südliche Fortsetzung des Tiergartentunnels brennt der Daimler-Benz-Tochter derzeit „nicht auf den Nägeln“

Die Provokateure waren einfach nicht erschienen. Am Donnerstag abend wollten die Schöneberger Anwohnerinitiative „Flaschenhals“, die Bürgerinitiative gegen die Westtangente und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Vertreter von debis in die Zange nehmen. Sie sollten rechtfertigen, warum sie eine Autoschnellstraße vom Potsdamer Platz bis zum Autobahnkreuz Schöneberg für notwendig halten.

Doch eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn sagten die debis- Leute ab. Der Termindruck vor der debis-Eröffnung am 2. Oktober sei zu hoch gewesen, begründete Sprecherin Ute Wuest von Vellberg die Absage.

So blieben die Gegner der Westtangente unter sich. Und es zeigte sich, daß sie nicht nur – wie erwartet – den Bau prinzipiell ablehnen, sondern die Straße auch allen Plänen der Bezirke Kreuzberg und Schöneberg zuwiderläuft. In Kreuzberg etwa soll ein Park auf Ausgleichsflächen der Deutschen Bahn entstehen, berichtete Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne). Diese Pläne würden unter der Trasse der Westtangente begraben.

Der Schöneberger Baustadtrat Otto Edel (SPD) pflichtete Schulz bei. Südlich der Monumentenstraße sei ein Sportgelände geplant, das von der Trasse angeschnitten würde. Zwischen Ringbahnstraße und Sachsendamm solle sich zudem ein innerstädtisches Gebiet entwickeln, was mit der Straße unmöglich wäre. Außerdem, sagte Edel unter Gelächter, durchschneide die Straße die Fritz-Haber-Schule.

Dem Baustadtrat waren schon die bloßen Gedankenspiele über die Westtangente zuviel. Debis habe am Potsdamer Platz in jeder Hinsicht einen optimalen Standort, auch verkehrstechnisch. Es gebe daher keinen Grund, diese Straße zu bauen.

Die Daimler-Benz-Tochter hatte eine „Machbarkeitsstudie“ in Auftrag gegeben, nach der die jetzige Anbindung des Tiergartentunnels für die Bewältigung der 60.000 Autos nicht ausreiche. Um den Stau, der genau vor dem debis- Gelände entstehe, abzufangen, sei die neue Straße nötig, argumentierte debis. Die drei Kilometer lange Strecke wurde mit 300 Millionen Mark veranschlagt. Edel erinnerte daran, daß sich debis an der Finanzierung nicht beteiligen wolle. Die Kosten müsse also das Land tragen.

Trotz einer gegenteiligen Koalitionsvereinbarung hatte die CDU das Ansinnen von debis unterstützt. Zur Zeit allerdings, erklärte Wuest von Vellberg, „brennt uns dieses Thema nicht auf den Nägeln“. Die pompöse debis-Eröffnung soll unbelastet über die Bühne gehen. Jutta Wagemann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen