50.000 Jobs in Gefahr?

■ Forscher: Ostdeutschland droht Einbruch wegen Rußlandkrise – Bankchef widerspricht

Frankfurt (AP) – Bei einer weiteren Verschärfung der Rußlandkrise könnten nach Meinung von Wirtschaftsexperten bis zu 50.000 Arbeitsplätze in Deutschland bedroht sein.

Aus Ostdeutschland seien 1997 Waren für 3,2 Milliarden Mark nach Rußland exportiert worden, erklärte Klaus Werner vom Institut für Wirtschaftsforschung in Halle gegenüber der Bild am Sonntag. Das entspreche der Produktivität von 49.500 Industriejobs. „Wenn das Rußlandgeschäft wegbrechen würde, wären sie in Gefahr“, erklärte Werner.

Dagegen warnte Commerzbank-Vorstandssprecher Martin Kohlhaussen davor, angesichts der russischen Krise gleich von Weltdepression oder Börsencrash zu sprechen. In Europa und den Vereinigten Staaten würden die Volkswirtschaften trotz der Ereignisse in Rußland und der Entwicklung an den Kapitalmärkten erfolgreich bleiben. Kohlhaussen, der auch Präsident des Bundesverbandes Deutscher Banken ist, sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, möglicherweise würden sich die Wachstumsraten etwas verringern, aber die Strukturen seien in Westeuropa ökonomisch in Ordnung.

Dagegen klagte auch der sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer über drohende Risiken für die neuen Bundesländer. Wenn die russische Regierung weiterhin keine Reformen durchsetze „und die Bundesregierung keine außenwirtschaftlichen Verpflichtungen übernehme“, sagte Schommer, „sind in den neuen Ländern bis zu 50.000 Arbeitsplätze gefährdet“.

Der ehemalige Präsident des Bundeskartellamtes und heutige Berater für das Rußlandgeschäft deutscher Unternehmen, Wolfgang Kartte, sieht von der Krise vor allem den Mittelstand in den neuen Ländern bedroht. „Während große Konzerne durch staatliche Hilfen abgesichert sind, müssen die kleineren Firmen selber sehen, wie sie klarkommen“, sagte Kartte gegenüber Bild am Sonntag.