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Ein Orden für die Erinnerung

Steven Spielberg, Regisseur von „Schindlers Liste“, erhält heute das Bundesverdienstkreuz. Seine Shoah Foundation rettet Erinnerungen Überlebender vor dem Vergessen  ■ Aus Berlin Katja Stiegel

Steven Spielberg wird heute abend im Berliner Schloß Bellevue von Bundespräsident Roman Herzog das Bundesverdienskreuz entgegennehmen. Der 51jährige Regisseur jüdischer Herkunft erhält die Auszeichnung für seinen Oscar-gekrönten Spielfilm „Schindlers Liste“ von 1993 – aber auch für die Arbeit der Shoah Foundation. Die Stiftung hatte der Regisseur 1994 mit dem 60-Millionen-Dollar- Erlös aus „Schindlers Liste“ und einem Sechs-Millionen-Dollar- Griff in die eigene Tasche gegründet. Spielberg beschreibt die Idee hinter der Stiftung als den Versuch, „ein kollektives Gedächtnis des Holocaust für alle Zeit“ zu schaffen. Dazu macht die Shoah Foundation Videoaufzeichnungen mit Überlebenden, die ihre persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen aus der Zeit vor, in und nach der Katastrophe erzählen.

Bei seinem Deutschland-Besuch, der gestern mit einem Rundgang in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen begann, wird Spielberg heute mit Schülern des Sophie-Charlotte-Gymnasiums in Berlin über den Holocaust diskutieren und das neueste Projekt seiner Stiftung vorstellen, die CD- ROM „Survivers, Testimonies of the Holocaust“ („Überlebende, Aussagen über den Holocaust“). Die vier Augenzeugenberichte von Überlebenden auf der CD- ROM sollen insbesondere jungen Menschen einen persönlichen Bezug zum Holocaust ermöglichen. Der Regisseur machte bereits durch seine Spielfilme die Erfahrung, daß bewegte Bilder mehr berühren: „Um Geschichte zu lernen, mußt du der Geschichte ins Auge sehen.“ Die CD-ROM ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den inzwischen über 47.000 Augenzeugenberichten der Shoah Foundation. Die durchschnittlich zweistündigen Aufzeichnungen werden gemeinsam mit einem Videoteam von speziell ausgebildeten Interviewern geführt. In Los Angeles werden die Aufzeichnungen dann unter großem Aufwand elektronisch katalogisiert und archiviert. Als Ziel hat sich die Stiftung vorgenommen, ein Multimedia-Archiv mit der größten je gesammelten Zahl von Augenzeugenberichten Überlebender anzulegen.

Die laufenden Kosten bestreitet die Shoah Foundation aus Spenden und aus Mitteln der amerikanischen Regierung. Angesichts eines Jahresetats von 20 Millionen Dollar ist Spielberg bei der Kollekte offenbar erfolgreich. Spielbergs Multimedia-Archiv wird ab 1999 nicht nur in der Zentrale in Los Angeles zugänglich sein, sondern auch in ausgewählten Museen.

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