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Klau auf dem Sozial-Bau

■ Marktstraße 107: Teure Sanierung

Der Klau geht um auf dem Sozial-Bau. 250 000 Mark Schaden allein in den vergangenen drei Monaten sind der Stadterneuerungsgesellschaft (Steg) „durch Vandalismus und Diebstahl auf den Baustellen unserer 30 Sanierungsprojekte in Hamburg entstanden“. Für Steg-Geschäftsführer Peter Jorzick hat „das alte Phänomen neue Qualitäten“ entwickelt: „Bisher wurden öffentlich geförderte Bauvorhaben von dem eindeutig organisierten Diebstahl verschont.“

24 abmontierte Heizkörper auf einen Streich, demolierte Waschbecken, eingeschmissene Fensterscheiben und beschmierte Fassaden: Auch die 16 Wohnungen in der Marktstraße 107 im Karo-Viertel, die nach einjähriger Sanierung jetzt bezugsfertig sind, wurden kurz vor Fertigstellung lädiert. Unmut im Viertel schließt Jorzick als Grund für die Beschädigung aus: „Die früheren Mieter kommen in ihre Wohnungen zurück.“

Ursprünglich sollte das um 1880 erbaute, vierstöckige Haus abgerissen werden. Der starke Schwammbefall trieb die Sanierungskosten (zwei Millionen Mark) in Höhen, die die üblichen Fördertöpfe sprengten. „Weil wir den preiswerten Wohnraum aber erhalten wollten – ein Neubau war baurechtlich ausgeschlossen –, wurden Teile der Instandsetzung über ein Neubauprogramm finanziert.“

Was die fast hundertprozentige Mieterhöhung erklärt: Zwar liegen die Quadratmeterpreise nach der Sanierung mit 8,80 Mark um eine Mark niedriger als die Einstiegsmieten im sozialen Wohnungsbau, doch für MieterInnen, die zuvor 4,50 oder 5,50 Mark bezahlten, ist die Belastung erheblich. Zumal es künftig „keine Überbelegung mit bis zu sechs Personen in einer 42 Quadratmeter kleinen Wohnung mehr geben“ soll. „Dafür sinken die Betriebskosten“, will Jorzick nichts von Verdrängung wissen. Eine Gaszentralheizung ersetzt die stromfressenden Nachtspeicher, Iso-Fenster die zugigen Holzrahmen.

Wohndauer und -zufriedenheit im Karo-Viertel analysiert die Steg derzeit als Eigentümerin von 1000 der 3000 dortigen Wohneinheiten. Nächstes Sanierungsobjekt ist die Marktstraße 111. Heike Haarhoff

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