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Unter der Decke schlummert der Müll

■ Deponie Georgswerder: „Mahnmal für die Sünden der Abfallpolitik“

Von dem jahrzehntelangen Irrglauben, verseuchter Boden lasse sich im nachhinein mit entsprechend ausgefeilter Technik problemlos entgiften, hat sich Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) schweren Herzens verabschiedet: „Die Sanierung der Deponie Georgswerder ist weitgehend abgeschlossen, aber der Giftmüllberg wird uns für immer ein Mahnmal der Sünden der Abfallpolitik sein“, erklärte Vahrenholt gestern pathetisch bei der Ergebnis-Vorstellung zwölfjähriger Sanierungstätigkeit auf der dioxinverseuchten Kippe. – Was ihn nicht daran hinderte, im selben Atemzug die auch nicht ganz unumstrittene Müllverbrennung anzupreisen.

Die 42 Hektar große Deponie wurde seit 1983 flächendeckend mit einer zwei Meter dicken, mehrschichtigen Abdeckung aus Plastik, Erde und Steinen „eingekapselt“, um künftig Ausgasungen aus dem Deponiekörper zu verhindern. Kein Tropfen Regenwasser, das Giftstoffe herauslösen und ins Grundwasser abgeben könnte, soll mehr in die unteren Schichten eindringen können. Sprich: Die Deponie ist versiegelt, direkte Gefahren für Menschen und Umwelt sind gebannt, doch unter der Decke schlummern weiterhin sieben Millionen Kubikmeter Müll. Drei Prozent davon sind Sonderabfall, darunter 100 000 Fässer mit Lösungsmitteln und Klärschlämmen sowie 4,7 Kilo des Krebserzeugers Dioxin. Eine Abtragung des verseuchten Bodens kam mangels Beseitigungsalternative nicht in Frage. „Abgesehen davon wäre sie nicht finanzierbar gewesen“, erklärte Vahrenholt. Die Sanierung des 40 Meter hohen Müllbergs hat 250 Millionen Mark verschlungen. „Auch künftig werden wir jährlich mit drei bis fünf Millionen für Überwachung, Unterhaltung und Reparatur rechnen müssen“, erklärte Vahrenholt.

Die zwischen 1948 und 1979 betriebene Haus- und Industriemüll-Deponie Georgswerder war 1983 in die Schlagzeilen geraten, als in ausgetretenem Sickerwasser das Seveso-Gift Dioxin nachgewiesen wurde. Um weitere Belastungen mit Kohlenwasserstoffen und Benzolen zu verhindern, die bis zu 350 Meter außerhalb der Deponie festgestellt werden, sollen 1996 weitere fünf Förderbrunnen in Betrieb genommen werden.

Öffentlich genutzt werden kann die Deponie wohl nie wieder. Vorstellbar sei aber ein Windradpark und Brutstätten für Vögel. hh

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