„Liebe taz...“ Kein Mitleid mit verarmenden Dentisten

■ betr.: „Zahnärzte gehen in den Ausstand“, taz-Bremen vom 10.9.1998

Während bei Erwerbslosen und anderen sozial Schwachen (z.B. Rentner, Familien mit vielen Kindern, Alleinerziehenden) gespart und gekürzt wird, klagen besserverdienende Zahnärzte darüber, daß ihre Gewinnmarge nicht stimmt. Und das bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von ca. 175.000 Mark. Und während über die Demonstration der „verarmenden Dentisten“ großes Interesse in den Medien herrscht, wurden die Aktionen der Erwerbslosen zur monatlichen Veröffentlichung der Arbeitslosenzahlen so gut wie nicht beachtet. Auch diesmal gingen Erwerbslose auf die Straße und brachten ihre Forderungen nach der Einführung einer bedarfsorientierten, steuerfinanzierten, existenzsichernden und an keine Zwangsbedingungen geknüpften sozialen Grundsicherung gegen Armut, der Schaffung von Maßnahmen zur Qualifikation und Qualifikationserhaltung von Langzeiterwerbslosen, der Abschaffung der Zwangsvermittlung in nichtexistenzsichernde Billiglohnjobs und der Rücknahme der dreiprozentigen jährlichen Kürzung der Arbeitslosenhilfe etc ... an die Öffentlichkeit. Es sieht so aus, als würden die Interessen der Erwerbslosen nicht nur von den Medien, sondern auch von den Parteien ignoriert. Deshalb kann man den Erwerbslosen nur dazu raten, sich die Programme der einzelnen Parteien genau anzuschauen und dann eine Partei zu wählen, die diese Forderungen zumindest ansatzweise erfüllt. R. Maréchal, erwerbsloser Schriftsetzer