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Der Himmel über Bremen

■ Kampfflieger donnern im Tiefflug über den Bremer Airport / Trainingslandeanflüge bescheren AnwohnerInnen Höllenlärm / Beschwerde beim Lärmschutzbeauftragten

Mit annähernd Schallgeschwindigkeit nähern sich die zwei britischen Kampfjets dem Bremer Flughafen. Im Tiefflug donnern die Airforce-Maschinen über die Rollbahnen. Kurz vor deren Ende ziehen die beiden Piloten ihre Jets wieder hoch, um mit ohrenbetäubendem Getöse über die anliegenden Häuser zu jagen. Ältere AnwohnerInnen fühlen sich an schreckliche Erlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Der Lärm geht mit mehr als 100 Dezibel über die Schmerzgrenze hinaus. So geschehen an gleich zwei Tagen in der vergangenen Woche – einmal am Dienstag nachmittag und einmal am Donnerstag abend. Sagt Monika Morschel von der Vereinigung zum Schutz Flugverkehrsgeschädigter (VSF).

Ihr ist nun der Kragen geplatzt. Die Vorsitzende der VSF hat sich beim Bremer Lärmschutzbeauftragten beschwert. „Wir sind der Meinung, daß diese militärischen Attacken unverzüglich eingestellt werden müssen“, fordert Morschel. „Wann schreiten endlich Bürgerschaft und Senat ein?“

Doch diese haben gegen solche Fluglärmbelästigung keinerlei Handhabe. „Wir können höchstens Protestbriefe an den Bundesverkehrsminister schreiben“, sagt Holger Bruns, Sprecher der Gesundheitsbehörde. Zuständig für solche Genehmigungen ist die Deutsche Flugsicherung GmbH, bis vor wenigen Jahren ein Bundesamt, inzwischen aber privatisiert. Die Gesellschaft muß alle Flüge in Deutschland zwischen der Mindestflughöhe von 300 Metern bis zu einer Höhe von 8.500 Metern genehmigen. Über Flughäfen sogar bis zum Boden. Die Mindestflughöhe richtet sich zudem nach dem vorhandenen Untergrund. Über dem Meer dürften die Piloten noch weiter runtergehen, über hügeligem Gelände nicht. Genehmigungen für Scheinattacken auf Großstädte oder Verkehrsflughäfen würden aber grundsätzlich nicht erteilt, heißt es bei der Gesellschaft. Schon gar nicht am Nachmittag bei Flugbetrieb. Das sei viel zu gefährlich.

Dennoch steht fest, daß die Ursache für die VSF-Beschwerde auch kein reines Hirngespinst war. Beim Bremer Flughafen bestätigt man die gigantische Lärmbelästigung. „Diese Kampfpiloten fliegen aber keine Scheinattacken, sondern üben Landeanflüge auf Instrumentenbasis“, so Flughafensprecher Siegfried Spörer. Die Lärmbelästigung dabei sei aber vermutlich noch größer, als bei einem einfachen Tiefflug, weil die Flieger mit ihren Kampfjets nach dem Anflugversuch durchstarten. Das verursacht einen Höllenlärm. „Wir haben daran ebensowenig Interesse, wie die Anwohner“, sagt Spörer. Zum einen sei dies vermeidbarer Lärm. Zum anderen habe der Flughafen ohnehin schon genug Probleme wegen Lärmklagen der AnrainerInnen. „Da müssen wir nicht noch geradestehen für die Trainigsstunden von britischen oder anderen Kampffliegern.“

Neben der unmittelbaren Lärmbelästigung ärgert sich Monika Morschel von der Vereingung zum Schutz Flugverkehrsgeschädigter, daß diese Flüge nicht einmal statistisch erfaßt werden. „Da es sich nicht um vollständige Landungen handelt, werden diese Überflüge grundsätzlich in der Lärmbewertung nicht registriert“, so Morschel. Obwohl der Lärm reell existiert. Und obwohl die Auswertung der Lärmbelästigung anhand der amtlichen Statistiken im Prinzip die einzige Waffe der lärmgeplagten AnwohnerInnen ist.

Jens Tittmann

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