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Na gut

Die Partei „Die Guten“ darf nicht zur Wahl antreten – und übt schon jetzt fürs nächste Mal  ■ Von Eva Wolfangel

Am Fenster klebt ein Schild „Zu vermieten“, an der Wand hängen sechzehn leere Kleiderhaken und am Kopfende des Tisches, hinter einem Töpfchen mit Plastik-Steckpflanzen, sitzt Jan Henrik Holst und versichert: „Wir gehören zu den zehn ernsthaftesten Parteien.“ Der dynamische Dreißiger mit der Sturmfrisur, Chef der Partei „Die Guten“, erzählt, wie diese zur Bundestagswahl antreten wollten, „um entschieden auf eine Verbesserung der politischen Situation in Deutschland hinzuwirken“. Der Bundeswahlausschuß hat die seit Juni bestehende Partei allerdings mangels Festigkeit und Größe nicht zugelassen.

Zugegebenermaßen sei die Partei, die gleichzeitig „auch ein Club“ ist, nicht gerade groß, räumt Holst ein. 30 Mitglieder zählen die drei Landesverbände Hamburg, Schleswig-Holstein und Berlin. Dazu käme aber ein „wahnsinnig großer Sympathisanten-Kreis“. Aber „Die Guten“ wollen nicht aufgeben, schließlich seien sie nicht „irgendeine Spinnerpartei“, sondern wollen „gute Politik“ betreiben, und so erkläre sich auch der Name. Parteichef Holst vermutet hinter der Nicht-Zulassung seiner Partei zur Wahl eine „Heidenangst“, die die großen Parteien vor den „Guten“ hätten, die CDU zum Beispiel habe sogar deren Ideen aus dem Internet geklaut, um besser anzukommen.

Schließlich kommt Holst zu den Inhalten seiner Partei: „Wir sind weder links noch rechts“, sagt er und zupft sein mit bunten Spiralen gemustertes Hemd zurecht, „wir sind vielmehr liberal, modern und so richtig locker“. Für weitere inhaltliche Fragen verweist Holst auf das Programm, das neben Protokollen, in denen Holst von seinen Versuchen berichtet, seine Freunde im Saarland zur Gründung eines Landesverbandes zu überreden, zwischen Plastikblumen auf der blauen Tischdecke drapiert ist.

In diesem tritt die Mitgliederversammlung für Liberalismus ein, „plakativ formuliert, daß jeder möglichst das tun können soll, was er will“, und erklärt unter dem Punkt „Soziales“, daß es schön wäre, wenn jeder vom Staat große Mengen an Geld bekäme, dies aber, da sind „Die Guten“ ganz offen, leider „nicht möglich ist“. Und unter dem Programmpunkt „Name“ weisen „Die Guten“ vorsichtshalber darauf hin, daß sie keine hundertprozentige Garantie dafür abgeben können, „daß alle von uns immer und überall gut sind“.

Darin üben sich die Mitglieder aber weiterhin im „Club der Guten“, wo sie sich in politische Probleme einarbeiten wollen. Hier bereiten sie sich alle zwei Wochen mit „heftigem Diskutieren“ auf den Ernstfall vor. Denn die nächste Wahl kommt bestimmt.

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