■ Ohne menschlichen Eingriff nun auch auf deutsch: Der Sterrnbericht: Mundgeschlecht im ovalen Büro
Leider reichte das sprachliche Vermögen des Sonderermittlers Kenneth Starr nicht aus, das Niveau seines gleichnamigen Reports über das roher Pornographie anzuheben. Darum krankt die weltweite Diskussion der Verfehlungen Bill Clintons schon daran, daß man kaum ohne Kichern und rote Ohren über Präsidentensperma und Zigarrenmißbrauch reden kann. Doch wo das Internet Verwüstungen anrichtet, hält es immer auch Heilsalben und Trostpflaster bereit. Und so lieferte bald nach dem Auftauchen des Starr-Reports das Internet dessen erste literarische Verarbeitung: Die Suchmaschine AltaVista präsentiert auf ihrer Begrüßungsseite die Übersetzung des Starr-Reports u. a. ins Deutsche – reinster Gesang!
Die Methode wird alten Dadaisten und Oulipisten bekannt vorkommen: Der Autor ist eine Maschine. Eine Übersetzungssoftware namens Systran überträgt das Dokument „ohne menschlichen Eingriff“, aber augenzwinkernd: „Die Qualität dieser Übertragung mag nicht völlig die Präzision des Originaltextes erreichen.“ Falsche Bescheidenheit!
Denn man kann auch so über Präsidentensperma reden: Ms Lewinsky drehte ein Marineblaukleid um, daß sie sagte, daß sie während eines sexuellen Treffens mit dem Präsidenten an Februar 28, 1997 getragen hatte. Nach Ansicht des Ms Lewinsky beachtete sie Flecke auf dem Kleid, nächstes Mal, wenn sie es von ihrem Wandschrank nahm. Von ihrem Standort vermutete sie, daß die Flecke der Semen des Präsidenten waren. Später stellten dann FBI-Labors fest, daß die Erbfaktoren aus dem Semen, die DNA des Präsidenten zusammenbringen, von einem aus 7,87 Kaukasiern Trillion heraus charakteristisch. Das ist Diskretion – gegenüber Bill Clinton und 7,87 Trillion Kaukasiern! Und die „Stellen“? Nach Ansicht von Ms Lewinsky führte sie Mundgeschlecht auf dem Präsidenten durch; er führte nie Mundgeschlecht auf ihrem zuerst, der Präsident würde lassen sie nicht Mundgeschlecht zur Beendigung durchführen durch. Clinton wiederum liebte sie physikalisch, eine Menge Umarmen, Hände manchmal anhalten. „Er pflegte immer, das Haar aus meinem Gesicht heraus zu drücken.“ Das ist herzig, das ist grundschultauglich: „Wir befaßten uns mit alles unter der Sonne“, und manchmal hatten sie und der Präsident Telefongeschlecht.
Die „härtesten“ Stellen dieses Textes sind erotische Literatur im besten Sinne: Im Verlauf des Flirtings mit ihm hob sie ihre Jacke in der Rückenseite und zeigte ihm die Brücken ihrer Zapfenunterwäsche. Nun ja, es kam vor, daß sie eine Zerstampfung auf ihm hatte. Aber kann man das ihr oder ihm vorwerfen? Es war doch so, daß es eine Chemie gegeben hatte, die dort war. Auf alle Fälle sprang Clinton mit der weißen Hausinternierten rücksichtsvoller um als der Kongreß mit ihm: Einmal „befaßte er sich, Mundgeschlecht auf mir durchführend“, erzählt Lewinsky, doch sie stoppte ihn, weil sie menstruating und er nicht. Und als mal jemand Drittes das ovale Büro betrat, machte der Präsident reales schnell Reißverschluß zu und erlosch und kam innen zurück.
Zugegeben, die Zigarrennummer kann auch in der Systran-Version Eltern gegenüber ihren Kindern in Argumentationsnot bringen. Denn eines schönen Tages setzte der Präsident eine Zigarre in Vagina des Ms Lewinsky ein, dann setzte er die Zigarre in seine Öffnung und sagte: „Es schmeckt gut.“ Nachdem sie beendet wurden, Ms Lewinsky nach links ins ovale Büro und gegangen durch den Rose Garten. – Rosengarten! (Man beachte die elegante Wendung ins Unverfänglich-Botanische.)
Nein, gar keine Frage: Gäbe man Systran die Chance, den Text ins Amerikanische rückzuübersetzen – die amerikanische Nation würde ganz schnell erlöschen. Burkhard Straßmann
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