: Geschichte einer Rebellion
■ Vom Attentat zur Waffenruhe: Die ETA kämpft seit 1958 für ein autonomes Baskenland
Die Gruppe Euskadi Ta Askatasuna (ETA), Baskenland und Freiheit, entstand 1958. In Spanien herrschte Diktator Francisco Franco. Junge nationalistische Studenten waren die Untätigkeit der in Frankreich ansässigen baskischen Exilregierung leid. Sie wollten der Willkürherrschaft, die den Basken jedes Recht auf eigene Sprache und Kultur verwehrte, im Inneren Widerstand leisten. Im algerischen Befreiungskampf gegen die französische Kolonialherrschaft und in der Guerillabewegung Lateinamerikas fanden sie willkommene Vorbilder.
Anfänglich beschränkt sich die Gruppe auf nächtliche Wandmalereien und auf das Anbringen der baskischen Nationalfahne in den Dörfern und Städten. Am 18. Juli 1961 legte ETA die erste Bombe auf der Bahnstrecke nach San Sebastian. Der Sprengsatz verfehlte sein Ziel, einen mit faschistischen Bürgerkriegsveteranen vollbesetzten Sonderzug. In den Folgejahren verpaßte ETA dem Frankismus einige der härtesten Schläge. Dazu gehörte 1973 die Ermordung des designierten Franco-Nachfolgers Admiral Carrero Blanco.
Es ist nicht das erste Mal, daß ETA eine Waffenruhe ausruft. So erklärte einer der beiden damals existierenden ETA-Flügel, die ETA-politico/militar (Polimilis), am 28. Februar 1981 einen Waffenstillstand. Mit der neuen demokratischen Verfassung von 1978 und dem Autonomiestatut für das Baskenland von 1979 hatten die Polimilis ihre Kampfziele erreicht und handelten die Rückkehr ins zivile Leben aus.
Der ETA-militar (Milis) war das zuwenig. Sie kämpfte weiter für „ein unabhängiges und sozialistisches Baskenland“, bis auch sie 1989 eine politische Lösung suchte. Nach drei Monaten Waffenruhe scheiterten die Gespräche mit Vertretern der spanischen Regierung in Algier. Die Milis nahmen die Attentate wieder auf. Im Juni 1996 kam es abermals zu einem Waffenstillstand, mit der Forderung nach einer Dialoglösung. Mit nur einer Woche wurde die Waffenruhe von allen Parteien als reines politisches Manöver zurückgewiesen. Jetzt hat ETA daraus gelernt und erstmals die Waffen unbefristet niedergelegt, um eine politische Lösung für den Konflikt, der über 800 Menschenleben gefordert hat, zu ermöglichen. rw
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