: Jürgen will eine genauso große Lohntüte wie Bob
■ Weil Chryslers Eaton 17 Millionen mehr kriegt als Daimlers Schrempp, hinterfragen deutsche Vorstände ihre Gehälter. Schrempp verlangte gestern erst mal „wettbewerbsfähige“ Bezahlung
Berlin (taz) – Wenn sich Daimler-Chef Jürgen Schrempp und Chrysler-Chef Robert Eaton treffen, sind sie Kumpels. „Hallo Bob“, sagt Jürgen, und Bob sagt: „Hallo Jürgen“. Und dann, so verriet die Wirtschaftswoche, rauchen sie Zigarren derselben Sorte. Richtige Partner eben.
Aber auch ungleiche Partner: Eaton verdient im Jahr inklusive Aktienoptionen umgerechnet gut 20 Millionen Mark, Schrempp nur 3 Millionen. Die Unterschiede haben die Frage aufgeworfen, ob deutsche Managergehälter zeitgemäß sind. Einer Analyse der Personalberatung Spencer Stuart zufolge kassieren die Führungskräfte der 30 im Deutschen Aktienindex (Dax) notierten Unternehmen im Schnitt 1,77 Millionen Mark. Zum Vergleich: Sanford Weill, Chef der Travelers Group, nimmt jedes Jahr 400 Millionen mit nach Hause. In deutschen Vorstandsetagen wird nun gequengelt, das Geschäft sei turbulenter geworden. Auch in Deutschland würden Vorstände öfter gefeuert als früher. Zuletzt machte auch noch eine Umfrage des Münchner Geva-Instituts die Runde, wonach nur knapp 60 Prozent der deutschen Geschäftsführergehälter erfolgsorientiert sind.
Anfang dieser Woche wagte sich auch Chrysler-Chef Eaton vor. Er könne sich vorstellen, erklärte er im Focus, „daß Jürgen in Zukunft genausoviel verdient wie ich“. Es werde ja sonst schwierig, wenn „alle an einem Tisch sitzen und gleich viel leisten müssen“. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre reagierte verschnupft: Sie seien ungenügend über die Managementvergütung informiert worden. Christian Stenger von der Deutsche-Bank-Tochter DWS mahnte auf der gestrigen Hauptversammlung, alle sollten beim Gehalt auf Maximalpositionen verzichten. Schrempp wiederum erklärte, die Einkommen seien Thema der künftigen Daimler- Chrysler-Gremien. Die Bezahlung müsse „international wettbewerbsfähig und leistungsorientiert“ sein – eben so wie bei Bob. Georg Löwisch
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