: Helfer Bin Ladens festgenommen
■ Mutmaßlicher Vertrauter des "Top-Terroristen" in Bayern gefaßt, der an den Anschlägen auf US-Botschaften beteiligt gewesen sein soll. Beckstein: "Abstrakt erhöhte Gefahrensituation"
München/Washington (AFP/ AP/dpa/rtr) – Die bayerische Polizei hat ein mutmaßliches führendes Mitglied der internationalen Terrororganisation des saudi-arabischen Multimillionärs Osama bin Laden festgenommen. Es handelt sich um den Sudanesen Mamduh Machmud Salim, nach dem der US-Geheimdienst seit langem fahndet.
Wie das bayerische Innen- und Justizministerium gestern mitteilten, gab der 40jährige Araber seine Identität in Vernehmungen zu. Allerdings bestritt er, in enger Verbindung und womöglich auf hoher Ebene zur Organisation von Bin Laden zu gehören. Nach Erkenntnissen von US-Ermittlern war Salim als Finanzchef der Organisation tätig und vor allem für die Beschaffung von Waffen zuständig. Bin Laden gilt als Drahtzieher der beiden Bombenanschläge auf die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam am 7. August, bei denen etwa 260 Menschen getötet worden waren.
Der bereits am Mittwoch um 16.12 Uhr erfolgten Festnahme lag ein amerikanischer Haftbefehl wegen „Verschwörung zur Ermordung von Staatsangehörigen der Vereinigten Staaten und Verschwörung zum Einsatz von Massenvernichtungswaffen“ zugrunde, wie der bayerische Justizminister Hermann Leeb erläuterte.
Salim wurde in Grüneck im Landkreis Freising von einem Spezialeinsatzkommando der Münchener Polizei überwältigt, berichtete der zuständige Ministerialrat im Münchener Innenministerium. Salim leistete bei der Festnahme keinen Widerstand.
Aus Sicherheitsgründen wird die Haftanstalt geheimgehalten, in die der Festgenommene eingeliefert wurde. „Sollte sie bekannt werden, wird Salim sofort verlegt“, betonte Leeb. Der bayerische Innenminister Beckstein geht nach der Polizeiaktion von einer „abstrakt erhöhten Gefährdungssituation“ aus, ohne daß eine „konkrete Gefahrenlage“ für terroristische Vergeltungsaktionen in Bayern, etwa beim Oktoberfest, bestünde. Zwar seien Vergeltungsanschläge gegen deutsche Einrichtungen nicht auszuschließen. Es gebe aber keine Hinweise, die auf „irgendwelche Aktionen in Deutschland oder zu Lasten deutscher Einrichtungen hindeuten“. Auch gebe es in Bayern nur zwischen 50 und 100 islamistische Einzelpersonen, aber keine militante islamistische Organisation. Justizminister Leeb fügte hinzu, daß gegen Salim keinerlei Hinweise auf strafbare oder terroristische Handlungen in der Bundesrepublik vorlägen.
Auf die Spur des Arabers waren die bayerischen Behörden nach eigenen Angaben bei der Überwachung islamistischer Aktivisten gekommen. Nach Hinweisen auf die anstehende Ankunft des Mannes in Bayern hätten die amerikanischen Behörden sofort ein Festnahmeersuchen gestellt. Ein Spezialeinsatzkommando der bayerischen Polizei griff nach bisher unbestätigten Berichten zu, als der Araber in Oberbayern einen türkischen Bekannten besuchte und bei einem Gebrauchtwagenhändler auftauchte. Einen Tag nach der Polizeiaktion sei eine „Festhalteanordnung“ gegen ihn erlassen worden, hieß es.
Nach der Festnahme Salims setzen die bayerischen Behörden nach den Worten Becksteins auf „dringlichste schnellste Bearbeitung“ des Falls. „Wir haben natürlich keinerlei Interesse, eine so gefährliche Person bei uns über längere Zeit aufzubewahren.“
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