: Wirtschaftsfaktor mahnt die Politik
■ Studie: Bremens Universität sorgt für Sozialprodukt und Ideen
Vor der politischen Entscheidung über die Finanzierung der Bremer Hochschulen hat die Universität mit einem Gutachten ihre Bedeutung für die Region unterstrichen: „Die Universität ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor im Lande Bremen“, faßte Rektor Jürgen Timm die Ergebnisse der Ökonomen Heinz Schaefer und Jan Miller zusammen.
Schon die direkten Effekte der Universität fallen demnach ins Gewicht: 4.574 Arbeitsplätze hängen direkt an der Uni, nach Abzug der 30 Prozent niedersächsischer Pendler sorgt die Alma Mater so für 3.200 Jobs im Lande. Wird die Arbeitsleistung der StudentInnen in Vollzeitstellen gefaßt, kommt man auf 3.600 Arbeitsplätze in Firmen und Betrieben.
Durch Ausgaben für Personal, Bestellungen neuer Geräte, Bauleistungen und anderer Effekte hat die Universität nach den Berechnungen der Autoren 1996 einen Beitrag von 581 Millionen Mark zum Bremer Bruttoinlandsprodukt geleistet, 1,45 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung.
Wichtiger als diese quantitativen Effekte, aber ungleich schwerer zu messen, sind nach Ansicht Timms und der Autoren die qualitativen Effekte: die Uni als Impulsgeber für die regionale Wirtschaft. Um dies zu verstärken, will die Uni laut Rektor Timm das noch bestehende Übergewicht von Geistes- und Sozialwissenschaften zugunsten der Wirtschafts-, Natur- und Ingenieurwissenschaften weiter abbauen. 500 Absolventen mit „wirtschaftsnaher oder anwendungsorientierter Ausrichtung“ (von insgesamt rund 1.500 Absolventen) nennt die Untersuchung als Potential, die jedes Jahr neueste Trends und Kenntnisse in bremische Unternehmen hineintragen können.
Durch Kontakte aus der Uni in die Wirtschaft ergeben sich viele Inputs, von der Studienarbeit bis zum Gutachterauftrag. Nach Ansicht des Geschäftsführers der Bremer Handelskammer, Matthias Fonger, muß aber der Kontakt zwischen Wissenschaftlern und Wirtschaft noch verbessert werden. Dazu sei nicht eine neue Institution notwendig, sondern viele Foren. Noch gibt es laut Studie zuwenig Forschungsaufträge aus der regionalen Wirtschaft.
Als Beispiel für die regionalwirtschaftlichen Auswirkungen der Universität nannten alle Beteiligten den Technologiepark an der Uni, der mit inzwischen 3.500 Arbeitsplätzen eine beispiellose „Erfolgsstory“ sei. Um langfristige Planung zu ermöglichen, müßten jetzt Entscheidungen über eine Erweiterung fallen. jof
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