: Bremer Edeka-Genossen auf Krawall gebürstet
■ Aufsichtsrat nicht entlastet/ Kleinere Kaufleute fürchten Alleingang der Großen
Bei der jährlichen Generalversammlung der Bremer Edeka-Genossen gestern abend in der Oldenburger Zentrale standen die Zeichen auf Sturm. Bis zum Ende der ungewöhnlich langen und gut besuchten Sitzung forderte der prompt ein Opfer: Sigfried Schaussberger, der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Versammlung, an der rund 130 von gut 300 Bremer Edeka-Kaufleuten teilnahmen, wurde nicht entlastet. „Ein bisher einmaliger Vorgang in der Geschichte der Edeka-Genossenschaft“, kommentieren Insider.
Die Rebellen des Abends – vor allem kleinere Händler, die gegen die bevorstehende Schließung des Bremer Warenlagers zugunsten eines Neubaus im Oldenburgischen Neuenkruge – Stimmung machten, weil sie Nachteile befürchten, sind jetzt gespannt. Wird der Kaufmann, der mehrere größere Edeka-Aktiv-Märkte im Bremer Norden führt, nach diesem Votum zurücktreten?
Während Schaussberger sich dazu vorerst nicht äußern wollte, stellt sich der Aufsichtsratsvorsitzende der Genossenschaft, Hans-Werner Lohmann, hinter seinen Vize. Wie auch Peter Helling, der Bremer Geschäftsführer der „Edeka Handelsgesellschaft Nordwest“, die für alle Marktentscheidungen zuständig ist und mit der Genossenschaft kooperiert, sieht er für einen Rücktritt keinen Anlaß. Aufsichtsrat und Geschäftsführung der Handelsgesellschaft hätten schließlich alle Entscheidungen einstimmig gefällt. Warum da einer allein nicht entlastet werde, sei unverständlich – zumal die kritisierte Schließung des Bremer Großlagers samt Umzug nach Oldenburg eine Entscheidung sei, die allein der Geschäftsführung unterliege.
Das wissen auch die Genossen, theoretisch haben sie auf diesem Sektor nichts zu melden. Praktisch allerdings fürchten sie Verschlechterung. Indizien dafür sehen sie viele. So hätten sich versprochene Einsparungen in Millionenhöhe durch eine Oldenburg-Bremische Edeka-Handels-Fusion vor einigen Jahren für sie nie bezahlt gemacht. Seither aber würden wesentliche Entscheidungen in Oldenburg getroffen – und die gingen vor allem in Richtung „Uniformierung“. Vorteile hätten seit der Einführung der neuen „Vertriebsschiene“ vor allem Große, die sich mit festgelegten Warengruppen zu günstigen Preisen an die Edeka binden; die Kleinen dagegen, vom Wettbewerb gebeutelt, hätten immer weniger Spielraum – und genau sie, die ihre Waren zu 80 Prozent vom jetzigen Lager am Arster damm selbst abholen, fürchten mit der Verlegung des Lagers um ihre Interessen. „Viele Kaufleute fühlten sich vom Aufsichtsrat über die Umzugspläne offenbar nicht ausreichend informiert“, beschreibt der Ehrenvorsitzende der Bremer Genossen, Lüder Hasch, den jüngsten Konflikt. Die Geschäftsleitung hält dagegen: „Der Antrag, mit dem der Umzug verhindert werden sollte, wurde mit zwei Drittel Mehrheit der Genossen abgelehnt.“ ede
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