Nikolaus Fuchs: Sex, Lügen, Videos

Im Juni 1992 überraschte das Fernsehmagazin „Monitor“ mit einer sensationellen Meldung. Die Berliner Olympiabewerber, so Monitor, hätten „zu Mitteln gegriffen, die mit olympischen Idealen nichts mehr zu tun haben“. Mit olympischem Eifer dagegen um so mehr. Laut Monitor habe der Chef der Olympia Marketing GmbH, Nikolaus Fuchs, mit Hilfe seiner Firma „Bossard-Consults“ die sexuellen Neigungen und Trinkgewohnheiten der 91 IOC-Mitglieder ausspionieren lassen, um hernach besser „Personal Lobbying“ betreiben zu können. Das Ergebnis: Nur sieben IOC-Mitglieder hätten Fuchs und seine Firma als „nicht käuflich“ eingeschätzt.

Zwar versuchte Fuchs die Vorwürfe auf einen Mitarbeiter abzuwälzen, doch an der Tatsache, daß die Olympiabewerbung mit den „Sex-Dossiers“ ihren bis dato größten Skandal hatte, konnte das nichts mehr ändern. Dabei betrieb nicht nur Fuchs „Personal Lobbying“ – die Olympiagegner taten dies auch. So wurden zum Beispiel Videos an die greisen Herren der Ringe geschickt, auf denen ein Vermummter mit einem Stein in der Hand und dem Spruch „Wir warten auf euch“ vor einer Entscheidung für Berlin warnte.

Während die Olympiagegner noch immer warten, ist Fuchs längst wieder im Sattel. „Bossard-Consults“ ist heute vor allem beim Berliner Senat groß im Gutachtergeschäft – unter anderem bei der Privatisierung der Bäderbetriebe – und Nikolaus Fuchs ein heimlicher Grünen-Sympathisant.