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Besser als ihr Ruf

■ Rund um die Uhr: Drei Tage Blockflöte in der Musikhochschule

Fehl- und Vorurteile über die alten Zeiten, die alten Gattungen, die alten Instrumente gibt es zuhauf. Kein Instrument ist davon scheinbar unausrottbar derart betroffen wie die Blockflöte, der gegenüber sich nicht nur Laien, sondern auch und gerade professionelle MusikerInnen in einer Weise äußern, die mehr über sie selber aussagt als über das Instrument. „Das kann ich auch, das habe ich als Kind gespielt“, wird ohne jede Schamgrenze herumposaunt. Theodor W. Adorno sagte 1956, die Blockflöte habe „einen läppischen und nüchternen Klang“, und nachdem sie seit der Renaissance nahezu ausgestorben ist, fristete sie seit den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts ein zweifelhaftes Dasein in der frühkindlichen Musikerziehung. Veranstaltungen, die solche festgefahrenen Bilder ändern könnten, sind nur zu begrüßen: so jetzt der Kongreß der ERTA, der „European Recorder Teachers Assosiciation“, der vom 25. bis zum 27. September in der Hochschule stattfindet und sich mit zahlreichen Vorträgen und vor allem Konzerten auch an die Öffentlichkeit wendet.

Han Tol, Professor für Blockflöte an der Musikhochschule: „Es ist einfach wichtig zu zeigen, was es bedeutet, dieses Instrument auf hohem Niveau zu spielen.“ Dabei zeigt der Kongreß einmal das Repertoire der Hochzeit der Blockflöte aus dem 16. und 17. Jahrhundert: „Somit könnte Ihr sicher sein, daß die Blockflöte die Aufgabe hat, die menschliche Stimme mit all ihren Möglichkeiten nachzuahmen, denn sie vernag es“ (Silvestra Ganassi 1535). Er zeigt zum anderen zeitgenössische Musik, denn genau die damals empfundenen orignären Qualitäten der Blockflöte entdecken die Komponisten dieses Jahrhunderts zunehmend. Han Tol allerdings ist der Meinung, daß nur wenige den Spagat zwischen zwei Stilen schaffen: „Es gibt kein anderes Instrument, in dem dreihundert Jahre kompositorische Entwicklung einfach fehlen“. Dann solle man sich lieber spezialisieren: „Es ist so ungemein schwierig, die Quellen zu studieren, und das muß man, um die Seele der Musik zu verstehen“.

Neben der Präsentation von Musik und Interpretationskursen wird es auf diesem Kongreß vor allem Vorträge und Workshops zur Atem- und Übetechnik geben; eine Noten- und Instrumentenausstellung ergänzt das umfangreiche Angebot. Ute Schalz-Laurenze

Konzerte des ERTA-Kongresses in der Hochschule für Musik Bremen: Freitag, 25.9. 14 Uhr im Konzertsaal: „Dos à Dos“ (Rücken an Rücken). 20 Uhr im Konzertsaal: Neue Flötentöne für Ensemble. Samstag, 26.9. 14 Uhr im Konzertsaal: Interaction der StudentInnen. 20 Uhr Konzertsaal: Trio Noname (Blockflöte, Cello, Cembalo). 22 Uhr Café Kunst: Changing – Nadja Schubert Quartett . Sonntag, 27.9. 15.15 Konzertsaal: 2Blockflöten. Weitere Informationen Tel. 30 19 206

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