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Rücksturz zur Jugend

■ Im Kino 46 werden an diesem Wochenende die sieben Folgen der „Raumpatrouille Orion“ auf der großen Leinwand gezeigt

„Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein. Dies ist ein Märchen von übermorgen.“ Wohl eher von vorgestern – muß man heute sagen. Aber als 1966 die sieben Folgen der Fernsehserie „Raumpatrouille Orion“ mit diesem Intro in glorreichem Schwarzweiß über die Bildschirme flackerten, war das für uns Kinder der 60er das Tollste, Modernste und Aufregendste überhaupt. Und so wie unsere Eltern das Ohnsorgtheater nie vergessen haben, liegen bei uns „Hyperspace“, „Overkill“ und die „Frogs“ in einer Rumpelkammer des Gedächtnisses, die sich quietschend öffnet, und es ist zugleich rührend und komisch, jetzt auf der Leinwand einen Teil der eigenen Vergangenheit aus der Entfernung wiederzusehen.

So lacht man über das Bügeleisen, das als Teil des Kommandopults gut zu erkennen ist und über die vielen abenteuerlichen Armaturen, die oft verdächtig wie Wasserhähne und auf einer Stange aufgereihte Pingpongbälle aussehen. An denen hantieren die Schauspieler geschäftig herum, und dabei reden sie ständig im technischen Kauderwelsch der fiktiven Zukunft daher, das uns damals mächtig imponierte und das heute in die Sphären der unfreiwilligen Hochkomik abhebt. Im „Starlightkasino“ kann man an den Tanzstilen des dritten Jahrtausends sehen, daß die Menschen der Zukunft zwar gelenkiger sind als wir, sich dafür aber ohne jedes Rhythmusgefühl bewegen werden, und die Musik ist zwar furchtbar elektronisch und futuristisch, aber doch unverkennbar von dem Komponisten, der uns schon bei den Edgar-Wallace-Filmen die Haare zu Berge stehen ließ. In den Zeiten von „easy listening“ und „retro“ gehört die „Orion-Hymne“ übrigens inzwischen zum Pflichtprogramm aller Bands (wie etwa der Bremer „Telstars“), die sich auf das Nachspielen der schönsten Scheußlichkeiten der 60er spezialisiert haben.

Dietmar Schönherr, der leider nicht so schön gealtert ist wie etwa Sean Connery und der zur Zeit wieder ständig in TV-Serien oder Talkshows zu sehen ist, Dietmar Schönherr also ist hier noch ein eben solcher – ein wunderschöner Macho, wie es schon sein Name verspricht: Cliff Alistair McLane. Eva Pflug, die als Agentin des Sicherheitsdienstes nur so mit „Alfaordern“ herumschmeißt, heißt natürlich Tamara Jagellovsk, und auch sonst sind die Namen in anrührend naiver Fasson Programm: Der arrogante Adjutant, der unserem Cliff immer ans Bein pinkeln will, muß als von Spring Braun herumlaufen, und Flottengeneral Kublai Krim ist begierig, ganze Sonnensysteme in die Luft – nein, in den „Niemandsraum“ zu sprengen.

Alle sieben Folgen zeigt das Kino 46 in drei verschiedenen Packungen am Freitag (22.45 Uhr), Samstag (22.30 Uhr) und Sonntag (20.30 Uhr). Besonders schön ist die Folge, in der sich McLane und seine Crew statt mit Außerirdischen oder wildgewordenen Robotern mit Frauen abplagen müssen, die auf einem Planeten das Sagen haben; angeführt von der furchteinflößenden Margot Trogger als „Sie“, wodurch wir als Zugabe noch einen inzwischen historischen Exkurs zum Thema Emanzipation geliefert bekommen. Aber auch damit wird die Orionbesatzung fertig, und zum Schluß heißt es wieder „Rücksturz zur Erde“.

Wilfried Hippen

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