■ Standbild: Amnesie
„Der Kuß des Killers“, Mittwoch, 20.15 Uhr, RTL
Einige Leute glauben, es sei eine gute Idee, Sandra Speichert eine Pistole in die Hand zu geben. Erst im März hat die dünne Dame in dem Fantomas-Verschnitt „Die Diebin“ (auf Pro 7) harte Jungs in Schach gehalten. Und jetzt jagt sie schon wieder gefährliche Kerls durch die Frankfurter B-Ebene. Obwohl jedermann sofort sehen kann, daß diese zarte Person die Idealbesetzung für einen Social-Spot gegen Anorexie wäre, wird das Mädel vom skrupellosen Boß gezwungen, sich als Bardame undercover in einen Mädchenhändler-Ring einzuschleusen. Ebenso verkehrt wie die Besetzung ist die Geschichte. Die Undercoveragentin verliebt sich in Artur, den Killer des Puff-Paten. „Was ist das für ein Gefühl, einen Menschen zu töten?“ fragt Arturs Opfer. „Darüber habe ich noch nie nachgedacht“, sagt Artur und knipst dem Wehrlosen das Licht aus. Und dieser eiskalte Killer bekommt plötzlich Manschetten, nur weil sein Boß in den Mädchenhandel einsteigt. Da kommen einem die Tränen. Die Geschichte zieht sich ewig. Im Edelclub Avalon gehen ständig Gangster die luxuriöse Marmortreppe hoch und runter, und es passiert nichts. Spärlich bekleidete Damen räkeln sich zu einer Musik, die in einem solchen Schuppen nie laufen würde. Der Leerlauf der Handlung wird mit penetrant hektischen Schwenks kompensiert, als litte der Kameramann unter epileptischen Anfällen. Und wenn es dann endlich passiert zwischen Artur und der Agentin, prasselt zünftig das Kaminfeuer. Schließlich verliert die Agentin auch noch das Gedächtnis und der Film jegliche Form. „Sie müssen die Vergangenheit vergessen“, sagt am Ende auch noch die Hauptkommissarin zur Agentin, die immer noch an Amnesie leidet. Manfred Riepe
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen