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Kutips zum Wochenend

Einmal werden wir noch wach, und dann, ja dann, oh dann, so dann, ja dann und wann, ne dann, dann, dann, dann ist, ja was ist dann? Was bloß? Ist dann was? Mist. ... Pfft. Schrrrrrrrrrrr. Pffffft. Schrrrrrrrrr. Pfffft. Schrrr-ups! Hat da jemand „Willy wählen“ gerufen? Ach ja, dann ist Bundestagswahl!

Nach der Wahl ist vor dem Spiel, wußte schon Sepp Herberger so oder ähnlich zu resümmieren, und über einen direkten Draht zu ihm, zu Willy und – damit in politischem Zusammenhang auch in der taz bremen mal wieder Frauen vorkommen – zu Rosa Luxemburg ist es uns gelungen, das Ergebnis der Bundestagswahl zu recherchieren: CDU 40,2; SPD 39,9; Bündis90/Die Grünen 5,7; FDP 5,2; PDS 4,3 (drei Direktmandate); andere 4,7 Prozent. Und Werder feiert mit einem 4:3 über Bayern München den ersten Heimsieg der Saison.

Schon spielen sich eigenartige Szenen unten auf dem Gehsteig ab. Weil das Land seit Sonntag als unregierbar gilt, treten ab sofort die Notstandsgesetze in Kraft. Das bleibt nicht ohne Folgen. Eine Gruppe bärtiger, grauhaariger ehemaliger Junglehrer sammelt sich spontan und ruft zu machtvollen Protestaktionen auf. Eine Gruppe ergrauter, groß gemusterte Blümchenkleider tragender, ehemaliger Junglehrerinnen gesellt sich hinzu. Man singt „Hoch die internationale So-li-da-ri-tät“ und „Enteignet Springer“. Immer mehr Menschen kommen auf die Straße und haken sich ein. Franz, eben noch müde von der Feier in seinen 54sten Geburtstag, wird plötzlich hellwach, ruft „Hoch die internationale ...“ und „unglaublich!“ und „daß ich das noch mal erleben darf!“ Die Polizei läßt Wasserwerfer auffahren. Die Lage spitzt sich zu, und Franz ganz vorne weg, und ... Pfffffft. Schrrrrrrrr. Pffffft. Schrrrrr. Pfffft. Schrrrrrrr. Pf-ups! „Franz. Franz! Fra-haaaanz!!“ „Ja, was ist denn!“ „Aufstehen! Es ist bald 18 Uhr, und Du mußt Dein Kreuzchen noch machen.“

Das sind Schicksale.

Kommen wir zu den „kutips“, die Ihnen heute zweierlei Arten der Wahlflucht anbieten. Begeben Sie sich am Sonntag auf den Bremer Flughafen, denn von dort aus startet das Ensemble des Bremer Tanztheaters zu seiner ersten großen Tourneereise nach Jakarta und Seaul. Ab kurz nach 12 Uhr freuen sich die wahlflüchtigen TänzerInnen über WinkerInnen. Sobald die Tränen getrocknet sind, ist es Zeit, in die Shakespeare Company aufzubrechen: Die zeigt am Sonntag ab 18 Uhr statt der Herren von der „Forschungsgruppe Wahlen“ und von „infas“ die musikalische Revue „Comedian Harmonists“ – aber wundern Sie sich nicht, wenn Sie rauskommen, und der Notstand ist ausgerufen. Wir haben jedenfalls gewarnt!

Vor der Wahl ist nach dem Spiel, und weil der Kick Werder-Bayern ohnehin ausverkauft ist, wenden wir uns anderen Schauplätzen und Uhrzeiten zu. Die Ärzte spielen zum Beispiel in der Eishalle „Paradice“ (Sa., 20 Uhr). Blaumeier und die Gruppe Echo City zeigen im Alten Pumpwerk in Findorff das Masken- und Musiktheater „Kanale Grande“ (Sa., 20 Uhr). Eine namenlose Combo lädt in die Waller Wilhadi-Kirche (Steffensweg/St.-Magnus-Straße) zur „Last Night of the Proms“ (Sa., 20 Uhr).

Ein letzter Tip: Der Kabarettist Lutz von Rosenberg Lipinsky trägt im KITO sein Programm „Germanisch depressiv“ vor (Sa., 20 Uhr). Wenn das bloß keine Stimmungsprognose ist. Aber Franz ist ja schon wieder eingeschlafen. „Fra-haaannz!!“ taz

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